Das School Board der Hugo Mill Schule hat gezielt den Beruf des Elektrikers als weiteren Ausbildungsgang gewählt, denn die Energieversorgung der Bevölkerung ist ein Riesenproblem für das Land. Um das langfristig lösen zu können braucht man entsprechendes Fachpersonal. Wir wollen dabei bewusst den Schülern vertiefte Kenntnisse in der Photovoltaik vermitteln, denn dies ist die einzige Möglichkeit, um langfristig auch die netzfernen Wohngegenden mit Strom versorgen zu können. Bisher kam das Licht in den Häusern ausschließlich von Petroleumlampen, die verheerende Auswirkungen v.a. auf die Kinder haben. Entzündete Augen und laufende Nasen gehören zum Alltag und es passiert auch nicht selten, dass durch diese Lampen Hausbrände entstehen.
Petroleum kostet Geld und muss aufwändig aus der Stadt geholt werden. Diese Kosten haben wir bei mehreren Familien ermittelt und sind zum Ergebnis gekommen, dass sich in vielen Fällen bereits nach 2 Jahren ein PV System rentieren würde, was fehlt ist die Möglichkeit der Vorfinanzierung. Wir wollen einen Mikrokreditfonds für die Pfarrei aufgelegen, der den Menschen den Kauf eines PV Systems ermöglicht. In vertraglich festgelegten Raten kann die Investition zurück gezahlt werden. In den meisten Fällen in einer Zeitspanne von 2 - 3 Jahren. Da eine PV Anlage bis zu 20 Jahre Strom liefert, sollte dies eine gute Zukunftsinvestition sein.
Im Juni 2010 haben wir dann bei einer befreundeten Familie eine Pilotanlage montiert, um zu zeigen, dass die Sonne wirklich Strom erzeugen kann. In einer Gegend, in der es noch nie elektrisches Licht gab, wurde die Familie zu einem vielbesuchten Treffpunkt. Jeder wollte sich informieren und "das Wunder" sehen.
(Bilder unter Aktuelles Reisebericht Mai 2010)
Nach unserer Rückkehr haben wir auf der weltweit größten Solarmesse Intersolar in München nach geeigneten Lampensystemen gesucht. Das unschlagbar beste System kam von Würth-Solar, es ist ideal geeignet für unsere Zwecke. Auf der gleichen Messe kam es noch zu einem, eher zufälligen Treffen mit der Geschäftsführung von TELEFUNKEN Solar, die sich bereit erklärten das Projekt zu unterstützen.
Im August 2010 gab es dann eine Präsentation des Lampensystems. Zunächst musste aber das Prinzip der Photovoltaik erklärt werden. Staunend sahen die 500 (!) anwesenden Vertreter der verschiedenen Familien, dass Licht die Rotoren eines kleinen Solarhubschraubers bewegen kann. Wir diskutierten die Möglichkeit über einen speziell aufgelegten Mikrokreditfonds die Bevölkerung mit Strom zu versorgen. Hierbei stellte sich heraus, dass für viele Familien das Lampensystem eher zu klein ist, also haben wir beschlossen auch sog. Inselanlagen zur Selbstversorgung in das Programm aufzunehmen.
(Bilder unter Aktuelles Reisebericht August 2010)
Im Herbst 2010 wurden diese Inselsysteme bedarfsgerecht konzipiert und im November bei einem erneuten Besuch vorgestellt. Für uns war es von vorneherein klar, dass wir ausschließlich Qualitätsware aus deutscher Produktion (Würth-Solar, Steca) verwenden werden, chinesische Fakeprodukte haben den Ruf der Photovoltaik enorm beschädigt. Zur geschäftlichen Abwicklung wurde mit TELEFUNKEN Solar Africa Co Ltd eine tansanische Firma gegründet und mit Ambros Shayo ein einheimischer Geschäftsführer eingestellt. Unterstützer der Kinderhilfe Tansania haben Geld für Mikrokredite bereitgestellt, mit denen das Projekt verwirklicht werden kann.
Der erste Container kam an Ostern 2011 in Uomboni an, wir haben auf dem Dach des Gymnasiums 4 Module montiert, endlich können die Schüler bei ihren abendlichen Übungseinheiten mit Licht lernen. Bis heute (November 2012) sind dort über 100 Anlagen montiert. Angeboten werden, je nach Bedarf und Finanzmittel, mehrere Varianten, vom einmoduligen System zur 12 V Lichtversorgung eines Hauses, bis zu großen mehrmoduligen Systemen. Dass sich diese Aktion inzwischen im Lande herumgesprochen hat ist nicht verwunderlich, denn der Bedarf ist riesig. Dies ist leicht nachvoll ziehbar, denn z.B im Sommer 2011 gab es in Dar es Salaam, der größten Stadt im Lande, täglich bis zu 15 Stunden Stromausfall!
Die TELEFUNKEN Solar Africa Co Ltd, eigentlich gegründet zur Versorgung der Pfarrei Uomboni, wurde im Oktober 2012 aufgelöst. Die Afrikaner gründeten daraufhin die Firma German Solar Solutions Africa Ltd., die inzwischen mehrere Elektriker beschäftigt und im ganzen Land Solaranlagen montiert, der gute Ruf der deutschen Technik ist hier ein unbezahlbarer Vorteil. Dass aus Umfeld um das Ausbildungszentrum Hugo Mill eine eigenständige Firma gegründet worden ist, ist sicherlich ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklungshilfe der Kinderhilfe Tansania.
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