Es hat geklappt! Lore und Norberto waren zur geplanten Zeit am Flughafen, ihr guide Ombeni hat sie am Kilimanjaro Airport wie geplant an uns zur gemeinsamen Weiterreise übergeben, es hat also gut angefangen!
Von Samstag, 9.4. bis Mittwoch, 13.4. besuchen wir Uomboni, wo unsere Hugo Mill Berufsschule ist. Leider hat der Präsident Magufuli, zum ersten Mal, landesweite Ferien verordnet, somit können wir zwar die Kindergärten und Schulen besuchen, werden aber keine Schüler und Kinder sehen. Es hat in den letzten Tagen stark geregnet, die Straße nach Uomboni ist total ausgewaschen, man kann sich kaum vorstellen, dass man da mit einem Auto fahren kann!
Für die 4 km auf der schlechten Straße brauchen wir fast eine dreiviertel Stunde, das war schon mal besser! Durchgeschüttelt kommen wir an und scheinbar hat es sich rumgesprochen, dass die wazungu (Weißen) wieder kommen. Wir wurden schon erwartet.
Mit den Kindern freut sich auch Felix auf uns wie man sieht!
Felix ist jetzt schon eine Woche hier und hat bereits seine Arbeit aufgenommen, der Schulleiter Deo Shayo hat ihn persönlich eingewiesen. Ich bin überzeugt, dass es Felix und seinen Schülern gut gefallen wird!
Wegen den Ferien sind nur wenige Schüler und Lehrer da, aber mit denen hat er bereits regen Kontakt. Den Lehrern hat er bereits bei ihren Korrekturen geholfen. Man sieht, dass er sich gut mit ihnen versteht.
Die Leute hier machen es einem natürlich auch sehr leicht Kontakte zu bekommen. Egal wo wir sind wird uns gewunken, wir fühlen uns hier sehr wohl und angenommen.
Irgendwie wünscht man sich, dass es diese Offenheit auch bei uns zuhause geben würde. Egal wo wir hier sind hören wir „Karibu“ (Herzlich Willkommen) und „pole kwa safari“ (tut mir leid, dass ihr die Strapazen der Reise auf euch nehmen musstet).
Die Temperaturen sind hier oben auf ca. 1.500 m mit 23 °C für uns recht angenehm, somit können wir uns auf einige schöne Tage freuen. In der Nacht hat es äußerst heftig geregnet, aber in der Frühe haben wir einen wolkenlosen Himmel, sogar der Kilimanjaro ist zu sehen.
Heute ist Palmsonntag, wie zuhause feiern die Christen den Beginn der Karwoche mit einer Prozession, hier natürlich mit richtigen Palmwedeln.
Der sonntägliche Gottesdienstbesuch ist ein „Muss“ für Christen hier, aber heute am Palmsonntag sind besonders viele Menschen in der Kirche. Die Bedeutung der Pfarrei geht aber weit über die Gottesdienste hinaus, sie ist der soziale Mittelpunkt in ihrem Leben. Sonntags trifft man sich und tauscht sich aus, was bei den fehlenden oder unzulänglichen staatlichen Strukturen sehr wichtig ist. Vor allem nach dem Gottesdienst bleibt man noch eine Zeit lang zu Gesprächen zusammen, die Pfarrei ist so weitläufig, dass dies oft die einzige Möglichkeit dazu ist.
Was anders ist als bei den Besuchen in den letzten Jahren sind die politischen Diskussionen über die Maßnahmen des neuen Präsidenten Magufuli, der seit 2016 im Amt ist. Er hat die Gesellschaft bereits jetzt verändert, aber dazu mehr in einem späteren Bericht.
Am Nachmittag sind wir nach Rombo gefahren, was ca. 25 km entfernt ist. Die Fahrt dahin dauert wegen der schlechten Straße fast eine Stunde, einfach schnell mal so irgendwohin zu fahren muss gut überlegt werden, es ist immer wieder eine Herausforderung! Wir besuchen die Familie von Pfr. Juvenal, es ist eine gute Gelegenheit unseren afrikanischen „Neulingen“ Lore und Norberto das Leben in einer afrikanischen Familie zu zeigen. Die Familie lebt auf einem für die Kilimanjaro Gegend typischen Grundstück: inmitten von Bananen- und Kaffeestauden stehen die Häuser für die Familie und auch die Ställe für die Tiere. Ziegen, Hühner und Kühe leben Seite an Seite mit den 3 Generationen der Kimario-Sippe.
Chefin am Platz ist die 95-jährige Uroma,
jüngstes Familienmitglied ist die kleine Maria, die gerade gebadet wurde.
Sie hat sich so arg vor den fremden „Eindringlingen“ gefürchtet, dass nicht einmal die große Schwester helfen konnte sie wieder zu beruhigen.
Tradition und Fortschritt über die verschiedenen Generationen sind gut auf engstem Raum zu sehen. Obwohl sich die Eltern von Pfr. Juvenal in den 70er Jahren ein Holzhaus gebaut haben
und die junge Generation im letzten Jahr sogar ein modernes gemauertes Haus
schläft die Uroma noch heute in dem typischen Lehmhaus ohne Strom und Wasser aus den 50er Jahren.
Wann hat man schonmal die Gelegenheit 4 Omas und Uromas zu fotografieren? Nur in Rombo!
Preisfrage: Wer von ihnen ist 95, 66, 60 und 56 Jahre alt?
Der Clan der Kimarios hat ein großes Herz: Sie sorgen zusätzlich zu ihren eigenen Kindern auch noch für Reggan, der als Scheidungskind von den Eltern verstoßen wurde. Er besucht die 1. Klasse der Uomboni secondary school. Wir haben ihn in unser Stipendienprogramm aufgenommen und er entwickelt sich hervorragend. Bei der Zwischenprüfung hat er als einer der Klassenbesten bestanden! Ich habe ihm zu seinem Erfolg gratuliert, man sieht wie stolz er darauf ist.
Uomboni ist eines unserer wichtigsten Projektorte. Wir betreiben dort die Hugo Mill Berufsschule und mit unserer Hilfe wurde die dispensary (Krankenstation) reaktiviert. Diese dispensary bringt für die Familien eine wesentliche Verbesserung ihrer Lebenssituation. Mussten sie vorher mehrere Stunden ins Krankenhaus nach Kilema laufen, bzw. gefahren werden, so haben sie jetzt einen kurzen Weg in die eigene Krankenstation. Die Geburtsstation ist eine große Erleichterung für Schwangere, sowie für Mütter mit Kindern.
Die Kinder werden untersucht, gewogen
und bekommen die notwendigen Spritzen und Behandlungen durch einen Arzt, der regelmäßig Sprechstunden hält.
Seit im vorigen Jahr auch eine Schwesternstation errichtet worden ist, ist eine Betreuung rund um die Uhr gewährleistet. Sr. Hortensia ist die gute Seele der dispensary, zu ihr kann man auch mitten in der Nacht kommen, sie ist immer bereit zu helfen.
Auch unsere „Oma“ Lore konnte dem Reiz der Kinder nicht widerstehen.
Um die dispensary weiter zu verbessern, werden wir ein kleines Labor bauen, in dem sowohl Bluttests, hauptsächlich zur Erkennung von Malaria, sowie Urinuntersuchungen durchgeführt werden können. Die Arbeiten beginnen in der Woche nach Ostern, ich denke Felix wird ab und zu ein paar Bilder auf unserer Facebook-Seite veröffentlichen, damit wir den Baufortschritt verfolgen können. Die Steine für die Wände werden gerade geliefert, auf dieser Straße auch eine besondere Herausforderung!
Wie schon vorher erwähnt sind in Tansania Ferien und so können wir leider keine Schüler und keinen Unterricht in unserer Berufsschule sehen. Die angehenden Elektriker, Textilfachkräfte, Köche und Automechaniker sind über Ostern daheim, die Schule beginnt erst wieder am Montag, 24.4.
Die Menschen am Fuße des Kilimanjaros führen ein bescheidenes Leben. Die Erde ist fruchtbar, der Gletscher und der viele Regen bringen genügend Wasser, sodass hier oben niemand hungern muss. Es gibt nur kleine Anbauflächen auf denen hauptsächlich Mais angebaut wird, aber zunehmend auch Kartoffeln und verschiedene Gemüsesorten. Fleisch gibt es in der Regel nur sonntags. Wenn jemand eine Ziege oder auch ein Schwein schlachtet, dann muss das sofort verteilt werden, da es keine Lagermöglichkeiten gibt. Das Fleisch hängt vor dem Haus, es wird an Nachbarn verkauft und sofort verzehrt.
Das Gleiche geschieht mit anderen Waren, wer etwas anbaut verkauft auch. Dieser lokale Handel bringt einen gewissen Geldfluss, der aber bei Weitem nicht ausreicht, damit sich die Bedingungen verbessern. Die meisten leben in einfachsten Holzhütten, ohne Strom, das fließende Wasser kommt vom Kilimanjaro und läuft in kleinen Kanälen zum Grundstück. Es ist ca. 6 °C warm, wenn man sich damit Waschen muss ist das kein Spaß! Männer und Frauen arbeiten hart um die Familie zu ernähren, auch die Kinder werden eingespannt. Alles muss per Hand geerntet und oft kilometerweit nach Hause getragen werden. Holz für die Kochstelle genauso, wie das Futter für das Vieh. Es ist wirklich sehr mühsam, aber die Freundlichkeit verlieren sie nicht dabei, auch das wäre etwas, was wir von ihnen abschauen könnten.
Die Pfarrei bietet so viel Unterstützung an, wie es nur geht. Gemeinsam wurde eine kleine Maismühle gebaut und unterhalten, damit die Körner nicht mehr von Hand gemahlen werden müssen.
Dies ist die tägliche Aufgabe der Kinder, die meist auf dem Schulweg die tägliche Ration mitnehmen und am Nachmittag gemahlen mit heimbringen.
Außer der immer noch furchtbaren Straße hat sich jedes Mal, wenn wir nach Uomboni kommen etwas positiv verändert. War es vor einigen Jahren noch so, dass die Jugendlichen nur wenig Perspektive hatten, wenn sie hier oben leben wollten – es gab keine Arbeitsplätze, der Mobilfunk funktionierte nur unzureichend, die Verkehrsanbindung zum Tal war nicht vorhanden, die Stromversorgung fiel oft aus, die Gesundheitsversorgung war sehr schlecht – hat sich jetzt vieles verbessert. Die vielen neuen Häuser zeugen davon, dass es sich anscheinend wieder lohnt hier zu leben, die Landflucht scheint gestoppt. Es fahren mehrmals täglich daladalas (Minibusse) direkt bis zur Pfarrei, was den Leuten lange Laufwege erspart. Die Haltestelle ist nicht nur zu einem beliebten Treffpunkt geworden,
es hat sich dort auch ein Kleinhandel etabliert, die Busfahrer kaufen hier oben ein und verkaufen mit Gewinn in der Stadt. Dies ist für alle eine zusätzliche Einnahmequelle.
Unsere Projekte haben zu dieser Entwicklung einen entscheidenden Beitrag geleistet, was ausdrücklich zeigt, dass gezielte Entwicklungshilfe die Verbesserung von Lebenssituationen bewirken und die Fluchtbewegungen stoppen kann! Es macht also Sinn, langfristig vor Ort zu helfen! Unser Engagement wird von den Menschen hier sehr geschätzt, dies wollte auch Bischof Isaac Amani ausdrücken, als er uns zu sich eingeladen hat, um allen Spendern in Deutschland sein herzlichstes Dankeschön auszusprechen!
Wir hatten in Uomboni immer das Glück gute Partner zu haben, die selbst hoch motiviert waren, Fortschritte für die Menschen zu erreichen. Der Pfarrer ist in Abwesenheit staatlicher Instanzen „Mädchen für Alles“: Seelsorger, Streitschlichter, Lebensberater, Krankentransporter, Baumeister, Lehrer …. eben Experte für Alles. „Unser“ Pfarrer Juvenal wird sehr geschätzt und bewältigt alle Anforderungen mit Leidenschaft und Zuverlässigkeit.
Dabei kommt auch die Lebensfreude nicht zu kurz, wie man bei unserem spontanen Tanzabend (Bob Marley!) im Pfarrhaus gesehen hat. Der Hüftschwung der Schwestern ist jetzt schon legendär!!!
Das war vor natürlich ein wunderbarer Abschluss unseres Aufenthaltes in Uomboni!
Am nächsten Tag sind wir nach Dar es Salaam geflogen und vom Flughafen aus mit dem Auto direkt nach Morogoro gefahren. Reisen in Tansania ist ein Kapitel für sich. Wie schon gesehen sind nahezu alle Straßen abseits der Hauptrouten nicht geteert und man muss Glück haben, wenn sie wenigstens planiert sind, Schlaglöcher sind normal. Entlang den Straßen ist richtig was los, denn sie sind nicht abgesperrt wie bei uns. Fußgänger, Schulkindergruppen, Fahrräder benutzen die Straßen neben den vielen Lastwägen und PKWs. Es ist oft chaotisch, schnell fahren ist gefährlich, man muss ständig auf der Hut sein und immer mit Allem rechnen:
Vor Allem die Bus- und LKWfahrer sind eine wirkliche Bedrohung, sie überholen wo immer es geht, sie wissen, dass sie stärker sind als PKWs. Da aber die Straßen in der Regel nur 2-spurig sind ist es deshalb kein Wunder, dass links und rechts der Straßen die Unfallfahrzeuge liegen.
Wenn jemand eine längere Strecke verreisen muss, dann nimmt man einen Überlandbus. Dies ist recht billig, eine Strecke von ca. 500 km kostet aktuell um die 20.000 TShs (ca. 8 €). Diese Busse verkehren regelmäßig zu allen Orten in Tansania. Bei kürzeren Entfernungen wird mit dem daladala gefahren, der Preis beträgt etwa 1.000 TShs. Die bunt bemalten daladalas sind meistens Toyota Busse, es wird mitgenommen was reingeht und wenn es voll ist geht immer noch etwas oder jemand rein!
Es ist so etwas wie ein ungeschriebenes Prinzip, dass man nach Anbruch der Dunkelheit am besten nicht mehr auf den Straßen unterwegs ist. Am Wegrand muss man immer mit unbeleuchteten Fahrädern, laufenden oder auch liegenden Menschen oder Pannenfahrzeugen rechnen, was sehr unangenehm werden kann. Darüber hinaus sieht man die heimtückischen Schlaglöcher nicht! Wir hatten durch unsere Zeitplanung das Pech in die Nacht zu geraten und natürlich beim Fahren ein Schlagloch erwischt. Anneliese sagte nach dem Schlag noch: Wenn wir einen Platten haben, „dann drah i durch“. Sie ist zwar nicht durchgedreht, aber einen Platten hatten wir doch! Das Wechseln des Reifens am Straßenrand ist eine Herausforderung und gefährlich, denn kein LKW oder Bus bremst wegen uns ab!
Wir hatten Glück, wir sind ohne weiteren Schaden in Turiani angekommen, wo wir schon erwartet wurden. Leider waren wir so spät dran, dass Baraka und seine Geschwister längst im Bett waren. Baraka ist der körperbehinderte Junge, dem ich vor 2 Jahren zu meinem 60. Geburtstag eine Behandlung in Deutschland ermöglicht habe. Wir wollen schauen wie es ihm inzwischen geht und welche Fortschritte er gemacht hat. Baraka erlitt bei seiner Geburt einen Sauerstoffmangel und ist dadurch stark körperbehindert. Er ist mittlerweile 10 Jahre alt und wohnt, nach seinem Aufenthalt in einem Behindertenheim, wieder zuhause bei seinen Eltern und den 3 Geschwistern.
Er kann inzwischen sitzen, der Traum vom Laufen wird sich aber sicher nicht erfüllen, die Behinderung ist zu stark ausgeprägt. Er kann aufgrund seiner Einschränkungen keine öffentliche Schule besuchen, es gibt einfach keine behindertengerechte Einrichtung. Er wird zuhause unterrichtet und macht dabei sehr große Fortschritte, er wird sicherlich einen guten Schulabschluss erreichen. Ein wichtiges Ziel ist es, dass er lernt seine hygienischen Bedürfnisse (Toilette!) selbständig erledigen zu können. Dazu bedarf es bestimmter Hilfsmittel (behindertengerechte Toilette, Rollstuhl) sowie ein entsprechendes Training damit umgehen zu können. Wir haben beschlossen, dass wir ihn mit seinen Eltern im Juni noch einmal nach Deutschland einladen, um diese Ziele erreichen zu können. Die Kosten werde ich selbst tragen, wer dabei Unterstützung geben will ist herzlich dazu eingeladen! (Spende mit Stichwort Baraka)
Die Fahrt nach Turiani ist für uns inzwischen ein „Muss“, zumal auf dem Weg dahin auch unser neuestes Projekt liegt, das Waisenhaus der Mgolole Sisters in Morogoro. Unser erster Besuch dort ist erst eineinhalb Jahre her, was wir damals erlebt haben ist immer noch nicht vergessen (s. Reisebericht Aug 15). Auch für Lore und Norberto, mittlerweile erfahrene dreifache Großeltern, war der Besuch erschütternd, so viele Säuglinge………!
Dabei hat sich die Situation seit letztem Jahr erheblich entspannt und verbessert! Eine Organisation von Fr. Ostalecki aus Neumarkt/Opf ermöglichte der Einrichtung eine solare Wasserpumpe. Aus vorher einem Wasserhahn für Alle wurde eine ausreichende Versorgung über Wassertanks. Dies ist alleine für die zu bewältigende Menge an Wäsche eine wesentliche Erleichterung.
Mit Hilfe des Sponsors con.tax aus Großwallstadt und Geldern aus unserer Patenschaftsaktion konnten die Schwestern 5 Erzieherinnen und 3 weitere Hilfskräfte fest einstellen. Es kann endlich auch ein fester Nachtdienst organisiert werden, was hauptsächlich für die 12 Säuglinge existenziell wichtig ist. Bei insgesamt 60 Kindern haben aber auch die alle Hände voll zu tun, wie man hier beim gleichzeitigen Füttern sieht.
Schon bei der Ankunft kamen die ersten Kinder und wollten getragen werden, da können die Omas nicht anders!
Als Mittagessen gibt es wie jeden Tag Ugali (Maisbrei), zusätzlich gibt es meist Bohnen und/oder Spinat. Bereits ab ca. 3 Jahren müssen die Kinder selbständig essen, das Personal hat mit den Kleineren genügend zu tun.
Wir sind zum Osterputz gekommen, bei dem alle Betten aus den Zimmern geräumt und von freiwilligen Helfern desinfiziert worden sind.
Dies ist zur Vorbeugung von Infektionen sehr sinnvoll, denn die Säuglinge und Kleinkinder schlafen alle mit mehreren Kindern zusammen in einem Bett. Die Ansteckungsgefahr ist dabei natürlich sehr hoch!
Bei den Schulkindern hat zwar jedes Kind sein Bett, sie schlafen aber mit 15 Kindern in einem Raum.
Nach dem Essen heißt es für die Kleinen ab zum Mittagsschlaf. Sr. Flora, die Generaloberin des Ordens lässt es sich nicht nehmen dabei zu helfen.
Heute wird es besonders schwierig mit dem Mittagsschlaf. Da die Betten gerade ausgeräumt sind versuchen die Betreuer die Kinder auf einem „Massenlager“ im Gang zur Ruhe zu bringen. Zum Runterkommen eignet sich das Vorlesen, die Betreuerin Lea ist dabei gar nicht mehr zu erkennen, jeder will die Bilder sehen!
Märchenonkel Norberto hat es da etwas leichter, bei ihm ist der Andrang nicht so groß.
Hier wimmelt es von Fliegen, darum werden die Kleinsten fliegensicher „verpackt“, das jüngste Kind sogar mit Einzelbett.
Es dauert lange, ehe in dem Gewusel Ruhe einkehrt!
Jetzt haben auch die Betreuer etwas Zeit für sich und für die Säuglinge, die sich natürlich mit ihren Bedürfnissen nicht nach der festen Schlafenszeit richten! Unser jüngstes Baby (3 Monate) freute sich über die Sonderbetreuung von Oma Lore.
Wirklich Ruhe ist aber nie, denn die Großen sind ja auch noch da und müssen betreut werden. Sie müssen sich häufig selbst beschäftigen und sind froh, wenn sie uns etwas vorführen können.
Es ist nur normal, dass es unter den vielen Kindern sicher öfters zu Streitigkeiten kommt, wir haben jedenfalls eine heftige Rangelei erlebt.
Eine weitere große Herausforderung sind aber die stark traumatisierten Kinder, die eigentlich eine psychologische Betreuung bräuchten. Es gibt hier weder ausgebildetes Personal noch Förderschulen, die sich um solche Kinder kümmern könnten.
Neben der positiven Entwicklung im Bereich des Personals wird es weitere Verbesserungen geben. Schon seit längerer Zeit moniert das Gesundheitsamt die räumliche Situation im Waisenhaus. Eigentlich ist es nicht zulässig, dass sich auch die Säuglinge ihre Bettchen mit anderen teilen müssen. Deshalb haben die Schwestern den Neubau eines Hauses mit Schlafräumen begonnen, die Finanzierung des Rohbaus ist gesichert, die Fertigstellung geschieht dann entsprechend dem Budget.
Abschließend kann ich sagen, dass sich die Gesamtsituation von Mal zu Mal verbessert hat, dies war bei jedem meiner Besuche erkennbar. Die Aufbruchsstimmung und der Optimismus bei der Leitung und dem Personal sind direkt spürbar, es herrscht eine positive Stimmung und eine entspannte Atmosphäre. Es sind nicht nur die zuverlässigen Spenden, die diese Dynamik ausgelöst haben. Es sind auch die Impulse von außen, wie etwa der Aufenthalt von Monika Streit, die hier 3 Monate über die Kinderhilfe Tansania bei der Betreuung der Kinder geholfen hat. Im September wird ein Erzieher aus Aschaffenburg das Team einige Monate unterstützen. Sr. Flora bedankt sich herzlich bei allen, die diese Hilfe ermöglichen, es sei hiermit weitergegeben!
Zum Besuch im Waisenhaus möchte ich gerne noch die Eindrücke von meiner Cousine Hannelore anfügen:
"Nach unserer ersten Woche in Afrika haben wir uns schon gut akklimatisiert und sind nun ganz neugierig auf die kommenden Stationen. Allerdings etwas nervös und angespannt sind wir vor unserem ersten Zwischenstopp in Morogoro, denn hier wollen wir das Waisenhaus besuchen. Schon auf der Eingangstreppe werden wir von einer Traube von Kindern empfangen, die uns ihre Ärmchen entgegenstrecken und am liebsten würde man alle gleichzeitig tragen. Im "großen Geleit" kommen wir so in den Innenhof und als erstes in die Babystation. Natürlich waren wir schon etwas informiert und hatten bestimmte Vorstellungen, aber der persönliche Besuch übertrifft diese dann doch bei weitem. In den mit Moskitonetzen geschützten Gitterbettchen liegen jeweils zwei Babys. Schon bei diesem Anblick wird man von den Gefühlen übermannt. Als dreifache Großeltern empfindet man sicher noch intensiver, wie wichtig die persönliche Nähe und das Gefühl von Geborgenheit für die Kleinen ist. Und so will man die Kleinen gar nicht mehr loslassen. Aber im Innenhof warten ja auch schon die etwas Größeren, die um Aufmerksamkeit kämpfen und diese benötigen. Anneliese und ich werden sofort mit "Monika" angesprochen, sie denken dabei sicher an Monika Streit, die im vergangenen Jahr für einige Zeit im Waisenhaus tätig war. Die Kinder haben gerade ihr Abendessen, also ein Schüsselchen Maisbrei. Aber das Essen ist dann gar nicht mehr so wichtig, sie genießen das Spielen, das Singen und das Getragen werden und lauschen ganz interessiert, als wir ihnen vorlesen. Natürlich wollen sie uns nicht gehen lassen und wir beschließen sofort, in drei Tagen bei unserer Fahrt nach Daressalam noch einmal im Waisenhaus vorbeizuschauen. An diesem Tag ist der Innenhof belagert mit Bettchen, die heute gereinigt und desinfiziert werden. Es ist gerade Zeit zum Mittagsschlaf und so liegen alle kreuz und quer und dicht an dicht auf Matratzen. Es ist sehr warm und die Köpfchen sind übersät mit Fliegen. Man kommt mit dem Verscheuchen gar nicht nach.
Auch wenn wir ganz entsetzt und tief berührt sind von den Verhältnissen, die wir im Waisenhaus vorfinden, so hören wir von Anneliese und Werner, dass sich die Situation seit ihrem ersten Besuch im August 2015 bereits wesentlich verbessert habe. Nachdem damals gerade einmal 4 Schwestern für 45 Kleinkinder und Babys!!! im Einsatz waren, ist es mittlerweile mit Hilfe der Spenden gelungen, zusätzlich 5 Erzieherinnen und 3 Helferinnen einzustellen. Sicher eine Verbesserung, aber noch lange keine befriedigende Situation für die Kleinen, die ohnehin schon ohne Elternliebe aufwachsen müssen. Die Schwestern der Mgolole Srs und die Helferinnen geben bestimmt ihr Bestes, aber die große Anzahl der Kinder erschwert natürlich deren Tätigkeit. Ganz zu schweigen von fehlendem Spielmaterial, bzw. komplett verrosteten und defekten Spielgeräten im Freien, die nicht benutzt werden (können). Der Besuch des Waisenhauses war für uns ein wirklich einschneidendes Erlebnis."