Mai 2010
Donnerstag, 20.5.
Die Fahrten nach Tansania sind eigentlich schön, wenn da nicht die Anreise wäre. Das
lange Einchecken in Frankfurt, die ermüdende Flugnacht, das Warten in Addis Abeba beim
Umsteigen - man kommt ziemlich müde in Dar es Salaam an. Wenigstens hatten wir diesmal
Glück mit den Flugzeugen, denn auf dem Weg nach Addis hatte die Ethiopian Airlines eine
Maschine eingesetzt, die überraschend viel Beinfreiheit bietet und auf dem Flug von Addis nach
Dar waren so viele Plätze frei, dass wir uns hinlegen und etwas Schlaf nachholen konnten. Fast
hätte ich den Kilimanjaro verpasst, der sehr schön zu sehen war. Der Schnee nimmt jedes
Jahr ab! In Dar es Salaam hat es über 30 Grad und es sollte auch über Nacht nicht
abkühlen. Da es immer wieder mal regnet ist es sehr schwül, wir sind sofort nass
geschwitzt. Egal, immer noch besser als die 5 Grad daheim.
Was uns sofort auffällt sind die riesigen Werbetafeln, die entlang des erneuerten
Autobahnrings stehen.
Dass hier die Polizisten "Narrenfreiheit" haben, sieht man an dem Motorrad, das ohne Vorderrad
mitten auf der rechten Spur steht. Weit und breit war kein Polizist zu sehen.
Unter Anderem sahen wir eine Werbung für Solarsysteme, die genau das zeigt, was wir die
nächsten Tage hier in Angriff nehmen wollen. Ein vielversprechender Beginn?
Pater Christian war schon da und hat uns freudig erwartet. Wir haben in der Stadt noch Geld
gewechselt und direkt die Auswirkungen des niedrigen Euros erlebt. Für 1 € bekommt man
aktuell ca. 1740 Tansania Schillinge (TShs), vor einem Jahr lag er bei 1940. Für uns ist das
schlechter, aber die Wirtschaft in Tansania kann billiger Waren aus Europa einkaufen, also hilft es
wenigstens diesen Ländern.
Freitag, 21.5.
Nach dem Frühstück fuhren wir zu unserer ersten Station nach Turiani, das ziemlich in der
Mitte Tansanias liegt. Für die knapp 300 km brauchten wir 6 Stunden reine Fahrtzeit, wobei die
ersten 276 km noch asphaltiert waren und wir recht gut voran gekommen sind. Erst die letzten 32 km
waren Sandpiste, die in einem miserablen Zustand war. Für diese kurze Strecken haben wir mehr
als 2 Stunden gebraucht. In dieser Gegend Tansanias ist momentan alles grün, die Flüsse
führen genügend Wasser, denn es regnet ausgiebig.
Die Menschen sind bei der Reisernte und es scheint allgemein ein gutes Jahr zu werden, denn auch der
Mais wächst prächtig. Dies ist nach dem letzten trockenen Jahr sehr wichtig ist!
In den Vorhöfen ihrer Häuser breiten die Bauern auf jeder freien Fläche den Reis zum
Trocknen aus, bevor er in Säcken verpackt entweder verkauft oder gelagert wird. Die Ernte ist
gut, aber es stört der Regen, der seit einigen Tagen eingesetzt hat. Es ist zwar die normale
Regenzeit, die aber zu spät kommt, eigentlich sollte sie vor der Ernte sein. Immer wieder
müssen die Reiskörner wieder eingesammelt werden, damit sie nicht nass werden.
Zunächst haben wir Augustin Temu besucht, den Bruder von Chris. Er ist Leiter einer Grund- und
Hauptschule, wir haben ihn an der Schule abgeholt. Ich kenne mittlerweile sehr viele Schulen, aber
was ich hier gesehen habe ist unglaublich. Für 1200 Schüler gibt es nur 7 Klassenzimmer,
sie werden klassenweise benutzt, Klassen die nicht in Räumen sind lernen entweder im Freien
oder haben "Außendienst". Deshalb müssen alle irgendetwas dafür mitbringen: Eimer,
Besen, Lappen, Rechen...
Teilweise ist nicht einmal der Fussboden in den Klassenzimmern betoniert und viele der Kinder
sitzen auf dem blanken Boden. Es gibt überhaupt keine Bücher oder sonstiges Lernmaterial.
Man improvisiert und malt wichtige Unterrichtsinhalte an die Wände, wo die Kinder dann
hingehen und es anschauen.
Die Familie von Augustin hat uns schon erwartet. Es stellte sich heraus, dass in dem kleinen Haus
für all die Gäste gar kein Platz ist, also holt man kurzerhand die Möbel heraus und
geht zum Essen nach Draussen.
Turiani selbst ist eine Kleinstadt, deren Bürger vom Anbau von Zuckerrohr und Reis leben. Es
gibt hier riesige Zuckerrohrplantagen, der weitaus größte Teil gehört dem Staat,
nur wenige Bauern haben eigene Flächen. Die Zuwanderung aus anderen Landesteilen ist sehr
hoch, denn hier gibt es Arbeit als Tagelöhner, sowohl bei der Zuckerrohr-, als auch bei der
Reisernte. Es herrscht ein gewisser "Wohlstand", was an den vielen kleinen Motorrädern zu
erkennen ist, die die Leute hier fahren. Schaut man sich aber die Stadt selbst an und betrachtet
die Hauptstraße würde man bei uns sicher nicht das Wort "Wohlstand" gebrauchen.
Samstag, 22.5.
Den Samstag haben wir in der Familie von Annelieses Patenkind verbracht, beide waren sichtlich
glücklich darüber und haben sich schnell wieder aneinander gewöhnt.
Lisa ist im März ein Jahr alt geworden und seit sie laufen kann ein rechter Rabauke geworden,
der die Eltern Baltazar und Neema auf Trab hält. Ich kenne Baltazar schon seit vielen Jahren,
er ist der jüngste Bruder von Chris. Liza ist ihr zweites Kind, der Älteste ist Baraka,
der am 21.3. 3 Jahre alt geworden ist. Er hat bei seiner Geburt einen Sauerstoffmangel erlitten und
ist seither, vor allem motorisch stark behindert.
Behinderungen sind in diesem Land mit seiner nur mangelhaften Gesundheitsversorgung ein
großes Problem! Frühförderung für behinderte Kinder gibt es nur in Dar es
Salaam. Da in den Hospitälern die Kranken von Angehörigen versorgt werden und alle Kosten
privat getragen müssen, kann es sich eine normale Familie eine Frühförderung gar
nicht leisten. Wir, Rosi Mill, Karlheinz und Gabi Geiger, sowie Anneliese und ich hatten Baraka im
August letzten Jahres bei der Einweihung der Schule zum erstenmal gesehen und waren
erschüttert, dass für ihn nichts getan werden konnte. Die verzweifelten Eltern hatten
schon Kontakt zu Ärzten in Dar es Salaam aufgenommen, konnten aber die jährlichen
Behandlungskosten von ca. 1500 € unmöglich aufbringen. Wir haben zusammen die Kosten für
das erste Jahr übernommen, das Programm läuft im August aus. Seit September 2009 ist
Baraka in Dar es Salaam in Behandlung. Betreut wird er von seiner Großmutter, die dazu allles
aufgeben und in die Hauptstadt ziehen musste. Der Fortschritt ist gewaltig! Er kann inzwischen
sitzen und er ist ein waches und überaus liebenswertes Kind. Der behandelnde Arzt meint er
könne bis zu 90% der normalen Fähigkeiten entwickeln, das Laufen Lernen wird aber noch
viel Zeit brauchen. Für Menschen in dieser Umgebung ist dies ein großes Handikap, wie
kann man auf solchen Straßen z.B. mit einem Rollstuhl vorwärts kommen?
Vater Baltazar hat studiert und ist Leiter der Realschule Mtibwa bei Turiani. Er verdient im Monat
110.000 TShs, das sind nach aktuellem Kurs etwa 64 €! Mama Neema arbeitet bei einer SACCO, das
ist eine kleine Kreditbank und verdient etwa 80 €. Das Geld reicht gut aus, um die Familie gut
zu versorgen, aber Extraausgaben wie die Behandlung von Baraka sind nicht möglich. Der einzige
Luxus den sie haben sind ein Kühlschrank und ein kleines Moped. Sie haben Glück dass die
Realschule auf dem Gelände einer großen Zuckerfabrik steht, wo sie in einem kleinen
Häuschen kostenlos wohnen können. Baltazar muss sich, wie die meisten Lehrer in Tansania,
ein zweites Standbein schaffen. Da Turiani in einer der fruchtbarsten Regionen des Landes liegt hat
er sich mit anderen Familienmitgliedern ein Stück Land gepachtet, auf dem er Zuckerrohr anbaut
und ihn an die staatliche Zuckerfabrik verkauft. Damit verdient er mehr als in seinem Beruf als
Schulleiter!
In der Schule selbst fehlt es an Allem! Es gibt auch hier keine Bücher, der Staat verlangt
Unterricht in Physik und Chemie, aber es gibt kein "Labor", die Klassenzimmer sind nur spärlich
mit Möbeln ausgestattet, Kreide kauft Baltazar von seinem eigenen Gehalt, es gibt noch eine
große Mängelliste. Die Misere im Bildungswesen wird aber am Deutlichsten aufgedeckt,
wenn man weiss, dass es für die 735 Schüler nur vier Lehrer gibt! Egal wie man es
organisiert, mit vier Lehrkräften kann man unmöglich eine solche Anzahl von Schülern
unterrichten. Es ist also kein Wunder, wenn nur ca. 5 Schüler pro Jahr die staatliche
Aufnahmeprüfung für den Abiturzweig schaffen!
Wir haben einen wundervollen Tag mit der Familie erleben dürfen und uns ist wieder einmal sehr
deutlich geworden wie glücklich wir sein können und müssen, dass wir in Deutschland
leben können! Unsere Probleme sind im Vergleich zur Situation hier einfach nur lächerlich.
Und es ist so, dass etwa 75% der Menschheit in einer mit Tansania vergleichbaren Situation leben!!
Sonntag, 23.5.
Der gestrige Tag hat uns noch den ganzen Abend beschäftigt, denn wir haben beide noch nie solch
eine Schule gesehen. 4 Lehrer für 735 Schüler, das ist unglaublich! Es gibt einen
deutlichen Unterschied zwischen privaten und staatlichen Sekundarschulen. Private können
wesentlich höhere Schulgebühren verlangen, teilweise zahlen die Eltern 1 Million Tshs/Jahr
(ca. 570 €). So können sie ein wesentlich höheres Gehalt zahlen und von den
Lehrkräften aber auch qualifizierte Arbeit verlangen. Da die Prüfungen in allen
Jahrgangsstufen zentral gestellt werden ist ein Vergleich der Ergebnisse möglich. Keine
einzige staatliche Schule liegt im vorderen Bereich! Den staatlichen Stellen ist natürlich
bewusst, dass das ein sehr negatives Bild ihrer Bildungsarbeit hinterlässt. Da in diesem Jahr
Wahlen sind und die Regierung einen Imageerfolg braucht, hat man in der Statistik einfach die
privaten Einrichtungen weggelassen, somit tauchen nur die staatlichen Schulen darin auf. Der
Bildungsminister erklärt dann kurzerhand, dass die Statistik doch zeige "wie gut die
Staatlichen Schulen seien"! Eben typisch Politiker.
Nach der ewig langen Pfingstsonntagsmesse (2,5 Stunden!) war es schon Zeit zum Mittagessen. Wir sind
vom Pfarrkomitee eingeladen worden, eine nette Geste, da Pater Christian die Messe gehalten hat. Was
es gab? Wie immer Reis und Hähnchenfleisch, es war aber sehr lecker!
Danach ging es zurück nach Morogoro, wo wir einen Zwischenstopp vor der morgigen Fahrt nach
Uomboni einlegten. Die Fahrt ging wieder durch die Reisfelder, heute konnten die Bauern aber ihre
Ernte bedenkenlos trocknen, da es nicht geregnet hat und es mit über 30 Grad auch sehr heiss
war. Die Landschaft hier ist wunderschön, denn die Ebene ist umrahmt von den Nguru Bergen, die
über 2000 m hoch sind. Überall fließen kleine Flüsse, was viele Brücken
notwendig und den Strassenbau teuer macht. Immer wieder werden nach heftigen Regenfällen die
Brücken einfach weg geschwemmt und die Verbindung unterbrochen. Eine besonders geniale
Lösung stammt noch aus der Zeit der deutschen Kolonialisierung, als die Straßenbauer
einfach die dicken Felsbrocken des Flusses als Pfeiler nahmen auf der sie die Straße
betoniert haben. In der Regenzeit läuft das Wasser einfach drüber, die Straße
selbst wird aber nicht beschädigt.
Das weite Tal ist aber nicht nur sehr fruchtbar, sondern durch die feuchten Reisfelder sind sie auch
eine der gefürchtetsten Brutstätten des Landes für Moskitos, die Anzahl der
Malariafälle unter der Bevölkerung ist entsprechend hoch. Auch wir waren überall
verstochen, hoffentlich wirkt unsere Prophylaxe!
Wir haben gestern einige wirklich negative Dinge erlebt, heute konnten wir aber auch Fortschritte
sehen. Tansania ist gerade dabei sich an das internationale Hochseekabel anzuschliessen, das vor der
Küste im Indischen Ozean verläuft. Man sagt, dass dies die Geschwindigkeit der
Internetanschlüsse verdoppeln und die Preise halbieren wird. Dies wäre tatsächlich
ein großer Fortschritt. Die ca. 110 km von Dar es Salaam bis Morogoro sind bereits fertig, man
gräbt sich gerade bis zur offiziellen Hauptstadt Dodoma vor. Es ist unglaublich, aber der 80 cm
tiefe Graben wird komplett in Handarbeit gegraben, 213 km liegen noch vor den Arbeitern! Bei dieser
Bruthitze eine sehr schwere Arbeit.
In Morogoro haben wir dann abends die ersten Reiseberichte mit Bildern nach Deutschland gemailt, die
Geschwindigkeit mit der dies geschah zeigte uns sehr deutlich, dass die neue Verbindung wirklich
eine wesentliche Verbesserung ist.
Montag, 24.5.
Es hieß früh aufstehen, denn vor uns lagen 580 km. Das ist schon in Deutschland eine
beachtliche Fahrtstrecke, hier aber ist es eine ganze Tagesreise. Obwohl bis auf die letzten km
alles Teerstraßen sind brauchten wir von Morogoro nach Uomboni 10 Stunden. Das Autofahren ist
ein Erlebnis, wenn auch ein gefährliches. Die "Autobahn" in den Norden ist die Hauptverbindung
zwischen Nairobi in Kenia und dem Osten Tansanias und es herrscht deshalb ein entsprechender
Verkehr. Vor allem die LKWs und Busse sind zu beachten, denn den Fahrern ist scheinbar alles egal.
Mit teilweise mehr als 120 km/h wird an allen möglichen und unmöglichen Stellen
überholt, kleine PKWs müssen einfach ausweichen. Es ist kein Wunder, dass die meisten
Todesfälle bei Autounfällen passieren. Auch wir sind heute an 3 Unfällen
vorbeigekommen, immer waren es LKWs.
Es ist aber kein Wunder, denn hier kann jeder, der einen Füherschein besitzt gleich LKW fahren.
Es gibt zwar viele Polizeikontrollen aber so etwas wie einen Fahrtenschreiber haben die Fahrzeuge
natürlich nicht. In den letzten Jahren sind wird auf diesen langen Strecken aus Zeitgründen
immer geflogen, aber wenn man fährt sieht und erlebt man natürlich mehr. Tansania ist ein
unendlich weites Land, das aber nur sehr dünn besiedelt ist. Die Straßen ziehen sich oft
schnurgerade bis an den Horizont.
Zu Beginn waren wir sehr erstaunt wie gut die Straße asphaltiert ist und auch darüber,
wie breit sie ist. Aber Willy, unser Fahrer, erklärte uns den Grund: hier in der Gegend wohnt
der Präsident und man hat deshalb diesen Teil erneuert und ausgebaut, Politiker eben! Nachdem
wir an seinem Wohnort vorbei waren, war es auch mit der schönen Straße vorbei. Je weiter
weg man von der Hauptstadt kommt, desto häufiger trifft man auf tiefe Schlaglöcher, das
bremst das Vorwärtskommen. Man muss aber sagen, dass wir insgesamt viele Baustellen gesehen
haben. Chris war darüber sehr erfreut, denn für ihn ist das ein Zeichen von Fortschritt.
Immer wieder wurden Teilstücke neu asphaltiert. Diese Baustellen sind eine Geschichte für
sich. Aus zweispurig wird einspurig und das ohne Ampeln. Mehrere Arbeiter stehen auf Sichtkontakt
und zeigen mit roter und grüner Flagge an wer fahren darf. Wer glaubt, dass Busfahrer an
Baustellen das Tempo drosseln, wird hier eines Besseren belehrt. Die Straßenbauarbeiter leben
gefährlich.
Kurz vor Straßenkreuzungen, wenn die Busse langsam fahren müssen, kommen Jugendliche, die
durch die Fenster den Reisenden alles mögliche verkaufen wollen. Es herrscht wieder das reinste
Chaos und es ist gefährlich, denn die Busse fahren einfach weiter, so müssen die
Verkäufer nebenher rennen, um ihr Geld durch die Fenster gereicht zu bekommen.
Die lange Fahrt führt uns durch verschiedene Vegetations- und Anbauzonen. Wo es möglich
ist, wird Mais angebaut, oft bis hoch in die Berge. Da alles ohne Maschinen erledigt wird, kann man
sich vorstellen, wie hart die Menschen hier arbeiten müssen, um ihre Nahrung zu produzieren.
Ein Überbleibsel aus der alten Kolonialzeit ist der Anbau von Sisal, aus dem besonders robuste
Fasern gewonnen werden können. Durch den Vormarsch von Kunststoffprodukten wurden die
großen Felder vor Jahren stillgelegt. Aber seit vor allem in Europa mehr Wert auf
nachwachsende Rohstoffe gelegt wird, hat der Anbau wieder eine Chance und die Menschen hier im Land
Arbeit. So werden z.B.im neuen Mercedes Sisalfasern verwendet.
Es war schon spät am Nachmittag, als wir in Himo ankamen. Wir haben kurz Christians Schwester
Agatha in ihrem Laden besucht, den sie mit Hilfe eines unserer Mikrokredite aufgebaut hat. Ihr
Geschäft läuft gut und sie kann den Kredit termingerecht zurückzahlen.
Kurz nach Himo ist es mit der geteerten Straße vorbei, es geht steil bergauf in den Busch nach
Uomboni. Im vorigen Februar war die Straße so schlecht, dass wir das Schlimmste
befürchtet haben. Aber siehe da, sie war in recht gutem Zustand! Warum wohl? Auf halber
Höhe liegt das Wohnhaus des Parlamentsabgeordneten Mr. Mrema und wie gesagt im Oktober sind
Wahlen. So verwundert es uns auch nicht, dass kurz nach dessen Haus die Straße wieder sehr
schlecht ist. Bei uns wäre das ein Hohlweg irgendwo im Wald und nie im Leben würde da ein
Auto fahren!
Ziemlich müde sind wir endlich bei Christians Familie angekommen, die auf ca. 1800 m an der
Grenze des Kilimanjaro Nationalparks liegt. Mama Tombolo hat sich sehr über die Rückkehr
ihres Sohnes gefreut, auch wenn es auf dem Bild nicht so aussieht.
Nach einem kurzen Aufenthalt sind wir zurück ins Pfarrhaus gefahren, wo wir die nächsten
Tage wohnen werden. Ich muss sagen, dass ein Flug weniger anstrengend ist, aber wir haben heute
wesentlich mehr erlebt.
Dienstag, 25.5.
Gestern ist leider mein Fotoapparat kaputt gegangen, ich kann nicht mehr richtig zoomen. Vielleicht
werden die Bilder in den nächsten Berichten deshalb nicht mehr so gut sein. Pfarrer Anicet, der im
letzten September 3 Wochen lang bei uns in Frammersbach war, hat uns im Pfarrhaus freudig empfangen.
Das Haus ist sehr eng und alt, unser Zimmer ist zur Zeit eigentlich die Behelfssakristei, denn die
Kirche wird umgebaut.
Für uns wurde extra umgeräumt, die schlichte Ausstattung mit 2 Betten und einem Tisch ist für uns aber
ausreichend, die Kleider können wir auch aus dem Koffer nehmen. Wichtiger ist es, dass für die nächsten
Tage schönes Wetter angekündigt ist, bis gestern war es hier bei Dauerregen sehr kalt. Und tatsächlich,
nach einer angenehmen Nacht wachten wir bei Sonnenschein auf, der Kilimanjaro war ganz klar zu sehen,
ein vielversprechender Anfang für 3 arbeitsreiche Tage.
Gleich nach dem Frühstück haben wir natürlich "unsere" Hugo Mill Schule angeschaut und waren richtig
beeindruckt. Das Gebäude ist fertig gestrichen, es sieht großartig aus. Ganz stolz erzählt uns Anicet,
dass das inzwischen auch ein Anziehungspunkt der gesamten Umgebung ist, viele kommen den weiten Weg
herauf, einfach nur um das Gebäude zu sehen. Für uns ist es sehr erfreulich, dass die Schule nicht nur
von den Schülerinnen genutzt wird, sie ist auch zu einem Veranstaltungsort für die gesamte Pfarrei
geworden. So hatten an diesem Vormittag die Frauen der Mikrokreditgruppen ihr monatliches Treffen.
Es sind inzwischen 225 Frauen die an dem Kreditsystem teilnehmen! Die Rückzahlungsquote beträgt sage
und schreibe 100 %, dass unsere Aktion ein solcher Erfolg werden würde, daran war vor 3 Jahren nicht
zu denken.
Wir mussten uns aber beeilen, denn für den Vormittag war ein wichtiges Treffen bei den Tombolos, Christians
Familie, angesetzt. Die beiden Brüder Joseph und Peter wohnen mit ihren Familien und der Großmutter
an der Baumgrenze direkt unterhalb des Kilimanjaro Nationalparks auf etwa 1800 m Höhe. Da es sonnig und
trocken war, war der Weg mit dem Auto dahin kein Problem. Die Frauen waren schon bei der Vorbereitung des
Mittagessens. Vom Holzhacken über Feuer machen bis zum Kochen dauert es mehrere Stunden. Dies ist sicher
einer der größten Vorteile bei uns daheim, dass wir uns mit Hilfe von Haushaltsgeräten sehr
viel Zeit sparen.
Gekocht wird in einer einfachen Holzhütte auf offenem Feuer. Der Qualm kann unterm Dach abziehen,
aber es stinkt trotzdem sehr nach Rauch.
Anneliese begab sich auch gleich in die Küche zu Mary, sie ist neben Bibi (Oma) die Älteste
der Frauen. Mitkochen durfte sie nicht, denn wir sind ja Gäste.
Inzwischen war auch der Fundi (Arbeiter) der Solarfirma da und wir konnten die Planung der Photovoltaikanlage
in Angriff nehmen.
Die Menschen hier oben werden auf absehbare Zeit keinen elektrischen Strom bekommen können, dafür sind
sie zu weit weg von der "Zivilisation". Licht gibt es nur von der Kerosinlampe und wer das erlebt hat weiß
wie ungesund das ist. Der ganze Raum stinkt nach dem Benzinprodukt, die Augen tränen und es ist nicht wirklich
hell. Solarstrom bringt Licht und Energie, die zum Aufladen der Handys und auch zum Betreiben von Radio und
Fernsehgeräten genutzt werden kann. Vor allem das Licht ist ein Fortschritt, denn es wird um 18.30 Uhr dunkel,
danach ist man bisher auf die Kerosinlampe angewiesen. Mit diesem Pilotprojekt soll gezeigt werden, dass man auf
Kerosin verzichten kann und durch diese Einsparung kann die Anlage finanziert werden. Nach unseren Berechnungen
wird das ca. 4 - 5 Jahre dauern, die Finanzierung könnte z. B. durch einen Mikrokredit realisiert werden.
Für die Nachbarn wäre es denkbar, dass sie sich auf dem gleichen Weg Solarlampen kaufen (ca. 18 €), die
am Tag aufgeladen werden und Nachts Licht bringen. So kann die Solaranlage mehrere Familien mit sauberer Energie
versorgen. Vor allem für die Kinder wäre dies ein großer Fortschritt. Da sie den Weg zur Schule
laufen müssen kommen sie erst spät heim, Lesen und Lernen geht bisher nur mit dem ungesunden Kerosinlicht.
Das Ergebnis unseres Arbeitstreffens war erfolgreich. Am Mittwoch werden in Arusha die Teile der Anlage gekauft und
am Donnerstag montiert. Noch vor unserer Abreise am Freitag soll es Strom geben! Ich bin mal gespannt. Zusammen mit
Chris sind wir am späten Nachmittag zurück zum Pfarrhaus gelaufen. Es ist Zeit der Feldarbeit, die Menschen
hier leben ausschließlich von dem was sie ernten, deshalb wird jedes noch so kleine Fleckchen ausgenutzt, um
in mühseliger Handarbeit etwas anzubauen.
Der Spaziergang dauerte lang, denn überall mussten wir stehen bleiben, jeder will uns grüßen und mit
uns sprechen. Die Offenheit und Herzlichkeit der Leute ist immer wieder beeindruckend.
Mittwoch, 26.5.
Gestern Abend haben Anicet und ich bis nach 21.00 Uhr noch die Abrechnung der Kosten von Schule,
dispensary und Kindergarten erstellt. Es hat sehr lange gedauert, Anneliese und der Kaplan sind vor
Hunger schon unruhig geworden. Aber eine klare Abrechnung der Projekte ist unbedingt notwendig,
schließlich müssen wir den Spendern gegenüber eindeutig Rechenschaft ablegen können. Heute kam
Staatspräsident Kikwete nach Marangu (Kreisstadt von Uomboni), er hat eine neue Bank eingeweiht, es
ist bislang die einzige hier in der Gegend. Auch das ist wieder ein Fortschritt und das Timing passt
genau zu den Wahlen im Oktober. Am Straßenrand wurden die Schüler zum Winken abgestellt, dafür gab
es sogar schulfrei! Für uns war klar, dass wir die enge Bergstraße passieren mussten, noch bevor der
Konvoi des Präsidenten eintrifft, denn wenn die Wagenkolonne kommt, wird die Straße komplett
gesperrt. Wir waren zum Glück bereits auf der Teerstraße als wir von der Polizei angehalten wurden.
Es waren mehr als 30 Fahrzeuge, die den Präsidenten begleitet haben. Als ich fotografieren wollte
rief mir ein Polizist zu ich solle aufhören, es sei schließlich der Erste Mann im Lande. Christian
erwiderte ihm, dass ich doch nur die Autos fotografieren würde, also stimmte er zu.
Nicht alle haben sich am Straßenrand wirklich für den Konvoi interessiert, obwohl die Leute mit
einem Lautsprecher aufgefordert worden waren sich an den Straßenrand zu stellen. Diejenigen, die
neben uns standen waren eher sauer über die erzwungene Unterbrechung ihrer Fahrt. Auch hier herrscht
eine Art Politikverdrossenheit wegen der Selbstgerechtigkeit der Politiker.
Arusha ist eine der wichtigsten Städte in Tansania. Sie ist zugleich Ausgangspunkt für die meisten
Safaris, aber auch ein Handelszentrum. Dementsprechend ist er LKW-Verkehr so dicht, dass manchmal
dreispurig auf der eigentlich zweispurigen Straße gefahren wird, manchmal wird einfach links
überholt (Linksverkehr).
Auf den ersten Blick herrscht in der Innenstadt das reinste Chaos. Überall sind Straßenhändler, aber
die Autos fahren trotzdem durch und es wird wild geparkt.
Mittendrin hat "unser" Solarhändler sein Geschäft. Es ist maximal 1,80 m breit und ca. 10 m tief,
wir waren zu viert und kamen nicht alle gleichzeitig hinein.
Die Regale reichen bis unter die Decke, es herrscht ein wildes Durcheinander. Trotzdem fand Baba
nach kurzem Überlegen alles was wir brauchten.
Technisch waren er und sein Fundi auf dem neuesten Stand, Ich war total überrascht, dass es hier
z.B. ein so großes Angebot an LED Lampen gibt, sie sind hier Standard. Solch eine Auswahl habe ich
bei uns noch nie gesehen, obwohl die Technik von Siemens kommt. Wir haben eine komplette
Photovoltaikanlage gekauft: 2 Paneele von BP Solar (England), 1 Wechselrichter aus Deutschland, 2
Batterien aus Südkorea, 2 Ladekontroller aus Japan, sowie LED Lampen von Siemens. Was es hier auf
dem Markt gibt hat mich sehr überrascht. Gekostet hat dies 4,4 Millionen Tansania Schillinge (
ca. 2500 €). Da die Paneele nicht in unser Auto gepasst haben und eine der Batterien noch im
Lager war, konnten wir nicht alle Teile gleich mitnehmen. Der Installateur ist mit den großen
Paneele am nächsten Tag per Bus (!) nachgekommen. Man stelle sich das mal bei uns vor: ein
Handwerker steigt mit 2 Solarpaneele und einer recht schweren Batterie in einen öffentlichen Bus
ein und fährt zum Kunden! Dazu passt auch, dass im Nachbargeschäft ein Motorradfahrer mit einer
Doppelmatratze losgefahren ist.
Das Chaos, das in unseren Augen hier herrscht, wird aber durch einen ausgeprägten Einfallsreichtum
wieder wett gemacht: ein Fahrradfahrer, der ein Fahrrad ohne Schutzblech hat baut sich einfach
welche aus Pappe dran und los gehts. Anicet war jedenfalls begeistert von der Lösung, die seine
Nichte gefunden hat.
Auf dem Heimweg haben wir noch Christians Onkel besucht. Er ist über 80 Jahre alt, hat eine starke
Diabetes und ist seit mehreren Jahren bettlägrig. Er hat sich riesig gefreut über den seltenen
Besuch. Für uns war es eher beklemmend zu sehen in welchen Umständen ein alter Mensch hier lebt,
aber die Kinder kümmern sich um ihn. Die Familie hat 2 Räume zur Verfügung, es ist dunkel und alle
möglichen Gegenstände müssen darin gelagert werden. Dabei gilt diese Familie hier sicher nicht als
arm, es ist eine völlig andere Welt als die, in der wir leben.
Donnerstag, 27.5.
In Uomboni finden an jedem Morgen 2 Gottesdienste statt, einer um 6.00 Uhr und einer um 7.00 Uhr.
Um 6.00 Uhr ist es noch stockdunkel, aber die Menschen kommen trotzdem von weit her gelaufen, um
teilzunehmen. Heute wurde die erste Messe von der Secondary School Uomboni gestaltet. Die Schüler
haben das Pflichtfach Englisch und es gehört zu ihrem Lehrplan eine englischsprachige Messe zu
organisieren.
Nach dem Frühstück standen die Besuche in der Hugo Mill Schule und im Kindergarten auf dem
Programm. Der Kindergarten wurde von uns vor 2 Jahren gebaut und wird im Rahmen unseres
Patenschaftprogramms finanziert. Er wird von 75 Kindern besucht, die von 3 ausgebildeten
Erzieherinnen unterrichtet werden. Die Kinder haben keinerlei Scheu vor uns, sie gehen auf uns zu
und sprechen uns an: "Good morning Sir" ist der Standardspruch, auch zu Anneliese.
Auch die Schülerinnen der Berufsschule sind freundlich und grüßen, wenn sie uns sehen. Die Mädchen
sind sichtlich froh hier lernen zu dürfen. Aufmerksam verfolgen sie den Unterricht in Englisch, der
zu ihrer Ausbildung gehört.
Es gibt seit Januar 2 Klassen, die an Näh- und Strickmaschinen ausgebildet werden.
3 Lehrerinnen sorgen dafür, dass sie aber auch die anderen Schneidertechniken lernen wie etwa Bügeln
oder Zuschneiden.
Nach dem Mittagessen ging es wieder den Berg hinauf zu den Tombolos, denn heute wurde die
Solaranlage montiert. Wir haben das schon sehr lange vorbereitet und waren natürlich alle gespannt.
Wir konnten uns nicht vorstellen, dass das heute schon alles fertig werden würde. Und als der Fundi
um 15.00 Uhr immer noch nicht da war haben wir gar nicht mehr daran geglaubt, es wird ja um halb 7
dunkel. Um 15.30 fuhr ein PKW vor, wie er bei der Straße hier herauf gekommen ist ist mir ein
Rätsel. Die Paneele auf dem Rücksitz, das Gerüst auf dem Dach festgezurrt, so kam der Fundi an.
An Werkzeug hatte er nur ein kleines Köfferchen dabei und er sagte: "There will be light tonight".
Mit einer Holzleiter ging es aufs Vordach, 2 übereinander gestellte Hocker dienten als
Aufstiegshilfe fürs Hauptdach und das alles mit einfachen Badesandalen!
Da ich neben dem Fundi der einzige hier war, der schwindelfrei ist musste ich mit zur Montage auf
das dünne Blechdach.
Es war schon ein besonderes Gefühl in Sichtweite des Kilimanjaros auf dem Dach zu stehen und die
lang geplante Anlage zu montieren.
Chris und die Kinder vertrieben sich die Zeit mit dem auch hier beliebten Kinderspiel "Kastlhupfn"
(oberpfälzerisch), Kinderspiele sind global!
Es war schließlich schon dunkel als wir fertig wurden. Den Moment als im Haus das Licht anging
werde ich nie vergessen. Die Familie zeigte eine Mischung aus Unglauben und Begeisterung.
Für Bibi war das alles unbegreiflich, sie hat am Abend auch auf eine Solarlampe verzichtet.
Wir können uns das gar nicht richtig vorstellen: zum erstenmal gibt es hier helles Licht, die
Kerosinlampe hat ausgedient. "Thats real development" (O-Ton Chris)
Die Freude war riesig, wir hatten allen Grund diesen historischen Moment gebührend zu feiern.
Freitag, 28.5.
Wieder mal ein voller Reisetag. Zunächst vom Kilimanjaro Airport nach Dar es Salaam, dann nach
einem mehrstündigen Aufenthalt weiter nach Mtwara. Es ist die richtige Zeit die Kilimanjaro
Region zu verlassen, denn hier oben beginnt es wieder zu regnen und es ist kälter geworden. Wie
ich schon geschrieben habe hatten wir aber wirklich Glück. Es hat nur in den Nächten
geregnet, tagsüber war es sonnig und um die 20 Grad warm. Die Euphorie des gestrigen Tages
hält immer noch an! Unsere langen Vorbereitungen haben sich gelohnt, die Tombolos haben Strom.
Jetzt hoffen wir darauf, dass die Anlage gut läuft und die Menschen in der Nachbarschaft die
Vorteile der Solarlampen schätzen lernen und weg zu kommen von dem gesundheitsschädlichen
Kerosin. Die Familien von Peter und Joseph haben gute Kontakte zu ihren Nachbarn und werden ihnen
bestimmt helfen mit Solarlicht umzugehen. Dazu können entweder eigene Lampen gekauft oder welche
gemietet werden, um sie an der Station aufzuladen. Die Modalitäten dazu müssen von den
Leuten selbst ausgehandelt werden, es ist denkbar die Anschaffungen im Rahmen unseres
Mikrokreditsystems zu tätigen. Es ist auf alle Fälle ein Fortschritt, denn die Mädchen
der Familie haben sich schon gefreut auch abends lesen zu können oder mehr Zeit für ihre
Schularbeiten zu haben. Das Beispiel dieses Clans zeigt ein typisches Leben in Tansania. Es wohnen
mehrere Familien zusammen und verrichten ihre täglichen Pflichten arbeitsteilig. Die Männer
gehen in die Stadt zum Arbeiten und kommen immer am Wochenende heim. Seit es hier Handys gibt ist
wenigsten die Kommunikation gewährleistet.
Die Frauen bewältigen den Alltag, indem sie sich um die Kinder kümmern sowie die Feld- und
Hausarbeiten verrichten. Es ist immer mühsame Handarbeit wie das Waschen der Kleidung zeigt.
Auch das Einkaufen auf dem Markt gehört dazu. Dies ist eine beschwerliche Arbeit, denn dazu
müssen sie den weiten Weg hinunter laufen und voll bepackt wieder hinauf.
Auch für die Kinder heißt es laufen. Der tägliche Weg zur Schule und zurück
ist vor allem bei Regen sicher nicht angenehm.
In der Regel haben die Menschen eine Kuh oder eine Ziege wegen der Milch und bauen außerdem
die notwendigen Nahrungsmittel an. Hier oben in den Bergen gibt es zu jeder Mahlzeit Bananen, von
denen man mehrere Sorten anbaut. Die Banane hat den Stellenwert wie bei uns die Kartoffel. Das
Hauptgericht heißt Macalari, Kochbanane mit Fleisch. Angebaut werden auch
Süßkartoffeln.
Reis wird dazu gekauft, inzwischen wird in Tansania sehr viel davon angebaut. Jeder Quadratzentimeter
wird für den Anbau genutzt, in Mischkultur stehen Bäume, Strauch- und Bodenpflanzen.
Die Häuser sind einfache Bretterbuden, in denen es meist ein Zimmer für die Eltern und eines,
maximal zwei für die Kinder gibt.
Normalerweise wird in dem "Wohnzimmer" auch noch auf offenem Feuer gekocht.
Das Leben spielt sich in der Regel draußen ab, auch wenn es regnet. Dann ist es zwar schlammig und
nass, aber die Häuser sind zu klein, um sich darin aufzuhalten. Dass Kinder aller Altersstufen
draussen spielen ist hier völlig normal und gar nicht anders möglich.
Es ist sicher kein einfaches Leben, es besteht aus Arbeit und nochmals Arbeit, aber die Menschen verstehen
auch zu leben. Die Frauen lassen es sich nicht nehmen wenigstens Sonntags auch das Leben bei einem mbege
(Hirsebier) zu geniessen.
Immer wenn wir in Uomboni sind kommen wir sehr gerne zu der Familie von Christian und sind auch immer
willkommen. Die Verbindung ist sehr eng, das Patenkind von Anneliese gehört auch zu diesem Clan,
es ist die Enkelin von Bibi.
Ach ja, wir sind am Abend gut in Mtwara angekommen. Es war ein langer Tag, aber hier ist es mit 30
Grad wenigstens richtig warm. Die Lehrerinnen unserer Partnerschule haben uns am Flugplatz abgeholt und im
Gästehaus der Benediktiner am Meer gebracht. Gerade noch rechtzeitig um vor der Ebbe im Indischen Ozean
zu baden. Das Wasser hat etwa 22 Grad, also ideal!
Samstag, 29.5.
Der Grund warum wir nach Mtwara gereist sind, ist der Besuch unserer Partnerschule, dem Montessori Training
Center (MTC). Seit über 10 Jahren Jahren haben wir den Aufbau der Schule begleitet und sind inzwischen
mit dem gesamten Personal sehr gut befreundet. Vor 4 Jahren waren 2 Austauschlehrerinnen zusammen mit Pater
Christian für 3 Wochen an unserer Schule in Aschaffenburg, was die Zusammenarbeit weiter vertieft hat.
Ein Gegenbesuch ist geplant, kann aber momentan aus organisatorischen Gründen noch nicht stattfinden.
Wir unterstützen die Arbeit des MTC mit vielfältigen Aktionen, u.a. mit dem alljährlichen
Benefizkonzert. An unserer Partnerschule werden in einem zweijährigen Kurs Erzieherinnen ausgebildet,
die nach ihrem Examen an verschiedenen Kindergärten im ganzen Land arbeiten. (s. Projekte) In diesem
Jahr hat die komplette Leitung gewechselt, Sr. Berntraud Schreck aus Röllfeld hat die Funktion nach 16
Jahren abgegeben. Sie hat die Schule erfolgreich aufgebaut und in einem sehr guten Zustand an die Afrikaner
übergeben. Sr. Imani ist die neue Schulleiterin. Sie ist eine ausgebildete Lehrerin und wird zusammen
mit Sr. Cecilia die Schule führen. Die beiden sind sicherlich ein gutes Team, Sr. Cecilia ist ja
bereits seit 2 Jahren in die Leitung eingebunden. Da die Lehrerschaft ansonsten gleich bleibt, ist zu
erwarten, dass das MTC auch zukünftig erfolgreiche Arbeit leisten kann.
Das neue Team von links nach rechts:
Sr. Cecilia (Stellvertreterin und Verantwortliche für das Internat), Lehrerin Angela, Lehrerin Violet,
Schulleiterin Sr. Imani, Lehrerinnen Benigna und Blasia.
Wir haben den ganzen Tag an der Schule verbracht, auch um den Erlös unseres diesjährigen
Benefizkonzertes an Sr. Imani zu überreichen. Mit der Spende von 1250 € werden u.a. neue Wassertanks
angeschafft, da die Dürre im letzten Jahr gezeigt hat, dass die vorhandenen nicht ausreichen.
Vor allem Sr. Imani war sehr froh über unseren Besuch, denn sie hatte viele Fragen zu ihrer neuen
Rolle als Schulleiterin. Da wir durch die langjährige enge Zusammenarbeit und die vielen Besuche die
Situation des MTC gut kennen, konnten wir ihr in den Gesprächen Unterstützung und Sicherheit
geben. Staatliche Regelungen zur Ausbildung von Kindergartenpersonal fehlen in diesem Land und so konnten
wir durch unsere Erfahrungen aus Deutschland einige wichtige Impulse geben. Selbstverständlich werden
wir auch in Zukunft eng zusammen zu arbeiten und die Schule partnerschaftlich unterstützen. Mit einem
sehr guten Gefühl verließen wir am späten Nachmittag das MTC, um noch einmal ein Bad im
Indischen Ozean zu genießen.