School
Africa

Februar 2013

Samstag, 9.2.

Nachtflüge sind immer anstrengend, man kann nicht schlafen wie man will und somit sind wir am Nachmittag doch etwas müde am Kilimanjaro Airport angekommen. Heute waren die Zöllner faul, es gab überhaupt keine Kontrolle, so waren wir schon bald draußen. Hier im Tiefland hat es über 30 °C, nach dem gestrigen Schneeeinbruch in Deutschland eine Wohltat! Pfarrer Anicet holte uns ab und nach einem schnellen Besuch am Markt in Moshi fuhren gleich wir nach Uomboni. Inzwischen waren wir so oft hier, dass uns alles sehr vertraut ist, wir kommen quasi "heim". Die Strasse nach oben in die Pfarrei ist nach unseren Massstäben immer noch ein besserer Feldweg, den bei uns kein PKW fahren würde. Die Menschen kommen gerade vollbeladen vom Markt zurück, natürlich zu Fuss!


Der Kilimanjaro selbst hat sich hinter einer Wolkendecke versteckt, in dieser Zeit ist er nur morgens wolkenfrei, mal sehen.


Sonntag, 10.2.

Die Kirche zur Frühmesse um 7:00 Uhr war wie immer brechend voll besetzt, der Kirchenbesuch gehört hier unbedingt zum Sonntag, die Pfarrei ist der soziale Mittelpunkt der Menschen hier. Heute wurde das Fest der unschuldigen Kinder gefeiert, das im kirchlichen Jahreskreis eigentlich am 28.12. stattfindet, hier aber auf den Sonntag vor der Fastenzeit gelegt wird. Es wird auch als Taufsonntag genutzt, aber nicht als irgendeiner, sondern es werden nur Kinder getauft, die unehelich geboren worden sind. Man stelle sich das mal bei uns vor! Erstaunlich ist es, dass es 39 Kinder waren, die getauft worden sind. Die Zeremonie dauerte fast eine Stunde, die ganze Messe mehr als zweieinhalb Stunden!


Am Ende der Messe wurden wir wie üblich vorne am Altar begrüsst, heute wurde auch der neue Lehrer unserer Berufsschule, Benedict Milumba, vorgestellt, der morgen seinen Dienst antritt.


Nach der Messe, es war schon fast 10:00 Uhr, gab es die üblichen Willkommensgrüsse auf dem Kirchplatz, viele kommen um uns die Hand zu geben und uns willkommen zu heissen. Die Herzlichkeit der Menschen ist unbeschreiblich, sie zeigen die Freude über unseren Besuch, hier kann man sich wohl fühlen.


Nach der ganzen Zeremonie haben wir eine unserer Stipendiaten des Spessart-Bike-Stipendiums in Huruma besucht. Evarista lernt dort Krankenschwester. Sie hat hohe Ziele, denn sie möchte nach der 2-järigen Ausbildung ihr Diplom ablegen, um anschließend ein Medizinstudium zu beginnen. Ich kenne Eva schon lange und traue ihr diesen Weg auf jeden Fall zu! Anneliese, Benedict und Pfarrer Anicet waren auf jeden Fall sehr beeindruckt! Eva möchte auf diesem Weg ihren Unterstützern Danke sagen.


Der Nachmittag führte uns obligatorisch zur Familie unseres Freundes Pater Christian, auch dort sind wir schon wie zuhause, auf jeden Fall sind wir öfter dort als Christian selbst, der noch 1 Jahr in Deutschland in St. Ottilien bleiben wird/muss. Hier auf ca. 1800 m hatte es heute immer noch ca. 25 °C!


Montag, 11.2.

In den letzten Monaten haben sich einige Probleme in unserer Berufsschule ergeben, die wir heute zum großen Teil klären wollten. Das Wichtigste sind zunächst die Ergebnisse der Inspektion der Schulbehörde VETA, die jetzt schon mehr als 1 Jahr an der Zulassung unserer Schule arbeiten. Es ist hier wie bei uns (in Bayern), es gibt ständig neue Vorschriften und auch (vermeintliche) Verbesserungen, ob das immer gut ist möchte ich hier offen lassen. Unsere Schule hat zumindest die vorläufige Zulassung erhalten, es gibt aber bis zur endgültigen Registrierung noch einige Auflagen. Bis diese erfüllt werden dürfen wir keine neuen Schüler mehr aufnehmen. Das ist deshalb schlecht, da der 1. Jahrgang nach dem Abschluss die Schule verlassen hat und wir eigentlich neue aufnehmen wollten/müssen, somit haben wir nur wenige Schüler und Schülerinnen. Eine der Auflagen betrifft die Anzahl und Qualität unserer Lehrer, die moniert worden ist. In gemeinsamer Absprache hat Pfarrer Anicet da bereits Vorarbeit geleistet und mehrere mögliche Lehrer kontaktiert, die wir heute alle getroffen haben. So können wir in unserem Team ab sofort folgende neue Lehrer begrüssen (v.l.n.r.): Novatus Lyimu als neuer Computerlehrer, Benedict Milumba, Lehrer für die Elektriker, sowie Lena Manga für Englisch. Sie werden das bestehende Team um Salome Mashara und Teresia Temu ergänzen. Auf dem Bild fehlt der bisherige Schulleiter John Shao wg. Malaria.


Auf das Teamgespräch folgten Einzelgespräche bis in den Nachmittag hinein, aus meiner Sicht ist das sehr viel versprechend! Mit diesem Team erfüllen wir die Auflagen der VETA und sind sicher, dass wir schon nächste Woche nach Ankündigungen in den benachbarten Pfarreien genügend Schüler und Schülerinnen haben werden!
Wirklich eine Freude ist der Kindergarten, in dem 48 Kinder auf die Schule vorbereitet werden. Ihr unbefangenes Spiel in den Pausen zeigt uns, dass sie sich richtig wohl fühlen und grossen Spass haben hier zu sein. Das macht Mut und gibt immer wieder Motivation weiter zu arbeiten.



Dienstag, 12.2.

Der angekündigte Rücktritt des Papstes wird in der Pfarrei mit Respekt aufgenommen, wir werden für die "Weisheit" unseres deutschen Landsmannes beglückwünscht. Für die Christen hier hat das katholische Oberhaupt definitiv einen anderen Stellenwert als bei uns in Deutschland selbst, die katholische Kirche ist der Mittelpunkt ihres Lebens. Ich denke dass die Haltung zur Kirche etwa der entspricht, die ich von meiner Kindheit her kenne! "Was der Pfarrer sagt..."
Heute früh stand die Abrechnung des solaren Mikrokredits auf dem Programm, das im April 2011 gestartet ist. Insgesamt haben 53 Familien diese Hilfe in Anspruch genommen, d.h. dass ebenso viele Photovoltaikanlagen montiert worden sind, von kleinen Systemen für 12 V Lampen, bis zu größeren Anlagen, bei der sich Nachbarn zusammengeschlossen haben um Strom zu haben. Für die Meisten ist das immer noch ein "Wunder", Strom hier oben am Berg konnte sich niemand vorstellen.


Der Wert der 53 Systeme beträgt ca. 110.000 TZS, was etwa 52.500 € entspricht. Bei der Planung sind wir damals davon ausgegangen, dass die Familien durch die Einsparungen bei Kerosin eine durchschnittliche Rückzahldauer von 3 Jahren benötigen. Momentan, nach knapp 2 Jahren sind gut 61 % der Kosten erstattet, wir liegen also klar im "Plansoll", wir sind sehr zufrieden damit!
Wie immer ist die Zeit hier in Uomboni viel zu kurz, nach dem Essen mussten wir zum Flughafen, um nach Dar es Salaam zu fliegen, wo der 2. Teil der Reise, das Strassenkinderprojekt auf uns wartet. Alles war klar, wir waren gut in der Zeit, aber kurz vor Himo, auf einer schnurgeraden Strecke hat ein Kuhhirte wohl nicht aufgepasst und kurz bevor wir kamen seine letzte Kuh über die Strasse getrieben. Pfarrer Anicet konnte gerade noch einen Frontalcrash verhindern, hat aber mit dem rechten Frontteil noch in das Hinterteil der Kuh erwischt. Sie war nur letztendlich nur leicht verletzt, aber die Lampe war kaputt.


Auch wenn der Schaden nicht sehr groß war, hier kann man nicht einfach weiterfahren, denn Autos, die beschädigt sind werden auf jeden Fall bei Polizeikontrollen aufgehalten, man braucht unbedingt einen Unfallbericht, um nachzuweisen, was passiert ist. Hat man das nicht kann man nicht weiterfahren oder die Prozedur dauert ewig und kostet etwas. Die rechtliche Situation ist hier so, dass der Besitzer der Kuh dafür verantwortlich ist entstandene Schäden zu ersetzen, nicht der Kuhhirte! Also muss zuerst der Besitzer anhand der in der Haut eingeritzten Erkennungsmale ermittelt werden. Das alles wäre leicht gegangen, wenn nicht der Kuhhirte nach dem Unfall lauthals schimpfend auf und davon gerannt wäre und uns mit den 20 Kühen alleine gelassen hat. Also wurde ich zum Kuhhirten, der auf dem Acker rumrennt und die Kühe zusammentreibt, bis die Polizei kommt und den Vorfall aufnimmt.


Unser Problem war der Zeitdruck, da wir unser Flugzeug nach Dar erreichen mussten. Also blieb Pfarrer Anicet am "Tatort" und wir fuhren mit einem schnell organisierten Ersatzmann zum Flughafen, wo wir am Abend noch rechtzeitig angekommen sind.