School
Africa

Februar 2009


Sonntag, 22.2.

Nachdem wir am Freitag bei Schnee und Temperaturen um 0° C gestartet sind, waren die 29° C in Arusha sehr angenehm. Schon beim Anflug war zu sehen, dass es hier im Norden noch nicht geregnet hat, die Massai-Steppe ist ausgedörrt.



Dies ist um diese Zeit noch normal, aber die Menschen stehen bereit und warten auf den Regen, um die Felder bestellen zu können. Wir wurden von Pfarrer Anicet und der Lehrerin Fedis am Flughafen mit Blumen in Empfang genommen. Da wir nur einige Tage im Land sind, haben wir auf dem Weg nach Uomboni gleich Verschiedenes erledigt. Wir haben im St. Josephs Hospital in Moshi einen Krankenbesuch gemacht, "unseren" Maistank begutachtet und gleich einen Weiteren für die nächste Erntesaison bestellt. Damit sollen die Kosten für die Pfarrei gering gehalten bzw. ein Gewinn erwirtschaftet werden.



So sind wir erst am späten Nachmittag in Uomboni angekommen. Nach einem frühen Abendessen fuhren wir ins Marangu Hotel (www.maranguhotel.com), wo wir die ersten beiden Nächte in einer der cottages verbringen durften.



Dieses traditionsreiche Haus aus der Kolonialzeit ist der Ausgangspunkt für viele Kilimanjaro-Besteiger, hier ist immer was los. Mr. Desmond, der Besitzer, gewährt uns aufgrund unseres Engagements in dieser Gegend freundlicherweise einen Sonderpreis, ansonsten wäre ein Aufenthalt hier viel zu teuer.
Am Sonntag ging es in die Frühmesse, wo wir die neuen Altarglocken übergeben haben, die Pater Christian seiner Pfarrei zum Geschenk gemacht hat. Die Freude war riesengroß und wir wurden beide vom Pfarrer wegen unserer Freundschaft zu P. Christian Temu "offiziell" in den "Temu Clan" aufgenommen: "Werner und Anneliese Temu ya Tombolo", die Leute in der Kirche hatten viel Spaß dabei.



Nach der Messe wurden wir von den vielen Menschen herzlich begrüßt, jeder wollte uns die Hand geben. Der ehemals freie Kirchplatz ist vollgestellt mit den Baumaterialien der neuen Schule, auf die sich die Bewohner hier sehr freuen.



Am Nachmittag waren wir Gäste von P. Christians, also "unserer" neuen Familie, wo wir uns inzwischen wie zu Hause fühlen dürfen.





Ein Spaziergang auf 1800 m Höhe ist nicht nur für Menschen anstrengend, so manche Ziege macht schlapp und muss getragen werden.



Nach diesem langen Tag fuhren wir müde, aber richtig zufrieden ins Hotel zurück.


Montag, 23.2.

Heute zogen wir wie geplant aus dem Hotel aus, denn ab jetzt sind wir Gäste von Pfarrer Anicet und wohnen bei ihm im Pfarrhaus. Eigentlich sollten wir von Bruno, dem Fahrer abgeholt werden. Mit reichlich Verspätung kam er an, denn der Pick-up hatte einen Federbruch, was bei dem katastrophalen Zustand der Straßen hier kein Wunder ist.



Der wichtigste Grund unseres Kurzbesuches ist natürlich der Bau der Schule, also gingen wir sofort auf die Baustelle. Die Arbeiten sind im Zeitplan und insgesamt sieht es auch gut aus, die Wände sind fast alle bis zur Decke gemauert, bald kann eingeschalt werden. Uns ist aber gleich aufgefallen, dass einige der Arbeiter irgendwie ohne System herumlaufen und nicht unbedingt viel arbeiten. Als wir dann bei näherer Untersuchung auch noch einige Mängel entdeckten waren wir doch erschrocken. Manche Verschalungen waren so schlecht, dass viel Beton herausgelaufen ist. Statisch hat dies zwar keine Folgen, aber die Löcher müssen aufwändig wieder gefüllt werden, was sicher zusätzliche Kosten verursachen wird.



Außerdem wurde nach dem Ausschalen nicht aufgeräumt. Bretter und Kanthölzer lagen kreuz und quer herum, überall standen Nägel heraus. Die Ursache dafür ist in der mangelnden Bauaufsicht zu suchen, denn Mr. Makundi, der "Baumeister" der Diözese, hatte in den letzten zwei Wochen auf einer anderen Baustelle zu tun und konnte die teils ungelernten Arbeiter nicht kontrollieren. Pfarrer Anicet war darüber schon länger sehr unglücklich, hatte aber wenig Zeit sich darum zu kümmern. Wir haben uns sofort getroffen und mögliche Konsequenzen besprochen.



Zum Glück haben wir mit Peter Fischer, einem Frammersbacher, der sich zur Zeit in der Pfarrei aufhält und eigentlich die dispensary fertig stellen sollte, eine kompetente Fachkraft vor Ort. Er wird, wenn Mr. Makundi nicht da ist, als Bauleiter eingesetzt und die Arbeiten delegieren und kontrollieren, schließlich soll am 16.8. Einweihung sein!





Die Arbeiter wurden umgehend von Anicet informiert und es ging sofort los: Aufräumen, Nägel ziehen, sauber machen.



Ruck zuck war System zu erkennen, auch wenn die Arbeiter nicht so arg begeistert waren, denn viele von ihnen hatten am Sonntag zu viel mbege (Bananenbier) konsumiert! Aber so konnte es nicht weitergehen!
Am Nachmittag besuchten wir die Dispensary, bei der soweit alles fertig ist, es stehen noch die Malerarbeiten aus.



Die Herzlichkeit der Menschen hier ist beeindruckend. Die Leute gehen auf uns zu, begrüßen uns, meistens mit unserem neuen "Titel" Mr. and Mrs Temu ya Tombolo und manche wollen uns auch eine Kleinigkeit schenken.



Es gab am Abend im Pfarrhaus noch einiges zu besprechen. Gabriel, ein Praktikant im Pfarrhaus wird als Dolmetscher für Peter fungieren, wir waren sehr gespannt auf die Reaktion der Arbeiter am nächsten Morgen.


Dienstag, 24.2.

Pünktlich um 8.00 Uhr waren wir auf der Baustelle, wo Peter ab heute über die Anwesenheit der Arbeiter Buch führen wird. Wer zu spät kommt oder früher geht wird es am Samstag in seiner Lohntüte merken.



Anicet hat für heute auch den Bauleiter Mr. Makundi bestellt. Wir stellen ihm Peter vor und sprechen zusammen die weitere Vorgehensweise ab. Auch er war zufrieden damit, dass wir die Aufsicht in seiner Abwesenheit selbst führen können, nur so ist der Zeitplan einzuhalten.



Die Arbeiten gingen zügig voran, jeder wusste was er zu tun hat, scheinbar haben die Arbeiter die neue Situation angenommen. Heute wurden die Bauschäden repariert und die letzten Mauerarbeiten erledigt, bevor es zum Einschalen der Decke geht.



Gabriel übersetzte die Anweisungen in Kisuaheli, sodass es keine Kommunikationsprobleme geben sollte.



Am Nachmittag fand ein Treffen mit der WAWATA statt. Dies ist die Frauengruppe der Pfarrei, in der fast alle verheirateten Frauen Mitglied sind. Ihre Aufgaben sind vielfältig, für den Schulbau sind sie unverzichtbar. Sie organisieren den Einsatz der freiwilligen Helfer, die mit ihren Arbeitsstunden und mit Materiallieferungen Kosten sparen. So haben wir zum Beispiel nur sehr wenige der teuren Bretter für die Schalung kaufen müssen, die meisten werden von den Leuten gebracht, oft kilometerweit auf dem Kopf getragen.



Die WAWATA organisiert auch die Mikrokredite, die wir im Vorjahr gemeinsam eingeführt haben, dies war der Grund des heutigen meetings. In Tansania sind solche offiziellen Treffen immer ein Ereignis und werden mit Zeremonien umrahmt. Wenn zum Beispiel ein Geschenk oder auch ein Brief überreicht wird, geschieht dies tanzend und singend.



Zusätzlich hatten sie ein großes Fass selbst gebrautes "mbege" mitgebracht, das am Ende getrunken wurde. Über den Geschmack kann man streiten!





Der Bericht über den Stand der Mikrokredite war sehr positiv. Seit November 2008 haben insgesamt 21 Frauen Kleinkredite zwischen 220.000 TShs (ca. 130 €) und 20.000 TShs (ca. 12 €) erhalten und damit ein Geschäft begonnen. Seit Januar wird zurückgezahlt und weitere Frauen können Kredite erhalten. Es wurde beschlossen das Grundkapital noch einmal zu erhöhen, um noch mehr Menschen beteiligen zu können. Diese Mikrokredite werden das Leben der Menschen positiv verändern!
Am Abend war dann Zeit um mit Anicet die Abrechnung der Kosten durchzuführen, was bei den vielen Projekten hier bis spät in die Nacht dauerte.


Mittwoch, 25.2.

In der Nacht hat es wolkenbruchartige Regenfälle gegeben, das laute Trommeln auf dem Blechdach machte das Schlafen schwer. Dafür leuchtete heute morgen der Kilimanjaro in strahlendem Weiß, eine traumhafte Kulisse, die man von der Baustelle aus gut sehen kann. Leider hatte ich meinen Foto nicht dabei und am Nachmittag war der Schnee bereits wieder verschwunden. Dennoch beeindruckt das gewaltige Bergmassiv, das hier direkt vor der Haustüre liegt.



Um 8:00 Uhr waren wir auf der Baustelle, heute begannen die Vorbereitungen zum Einschalen der Decke. Dies ist sicherlich die schwierigste Bauphase, da die Baumaterialien im Vergleich zu uns sehr improvisiert wirken. Stämme werden als Stützen hergerichtet. Sie werden mit der Machete oder mit einem einfachen Fuchsschwanz bearbeitet. Die Bretter sind völlig verzogen, kein Wunder, dass der Beton bei den Pfeilern herausgelaufen ist.



Die Schalung der Fensterstürze war heute die wichtigste Arbeit für die Handwerker, während gleichzeitig eifrig Schotter zum Betonieren gesiebt wird. An dieser Arbeit beteiligen sich nach der Schule auch die älteren Jungen des Dorfes.





Anneliese und ich mussten heute endlich den Kindergarten und die Schneiderlehrlinge besuchen. Die Kinder singen und tanzen gerne und zeigen uns was sie können. Sie haben keine Berührungsängste und gehen mit uns ganz zwanglos um. Vor allem die helle Haut und die blonden Haare sind für sie wie ein Wunder, immer wieder versuchen sie uns anzufassen.



Die 22 Näherinnen sind vorübergehend in einen der beiden Kindergartenräume umgezogen und warten sehnsüchtig auf die Fertigstellung ihrer neuen Schule. Im Gegensatz zur Veranda, auf der ich sie im vorigen August noch gesehen habe, ist dies aber bereits ein großer Fortschritt. Auch sie singen uns ein Lied und zeigen dann wie sie arbeiten.
Mit einfachen Mitteln lernen sie den Umgang mit Textilien, so werden z.B. die Knopflöcher mit Rasierklingen gemacht, eben noch Handarbeit.





Einen weiteren Besuch machten wir in der Sekundarschule, die von der Diözese betrieben wird. 300 Schüler besuchen sie, einige kommen von weit her, da der Ruf der Schule sehr gut ist. Die Schlafsäle sind überbelegt, bis zu 4 Personen schlafen in einem Doppelbett. Die Jugendlichen wollen lernen und nehmen diese Schwierigkeiten in Kauf. Die Klassenzimmer sind ebenso voll, bis zu 70 Schüler waren teilweise in einem Klassenraum.



In Tansania gibt es Ganztagesschulen an denen Lehrer und Schüler ein Mittagessen bekommen, das meist aus einem einfachen Maisbrei besteht, der in einem großen Kessel zubereitet wird.



Im Schulbetrieb fehlt es an fast Allem was für uns normal ist, aber vor allem die Bücherei ist für ein Gymnasium äußerst dürftig ausgestattet.



Wir mussten uns beeilen, denn am Abend stand noch eine Audienz bei Bischoff Isaac in Moshi auf dem Programm. Da der Schulbau in seinen Zuständigkeitsbereich fällt wollte er uns gerne kennenlernen. Zuvor fand aber noch die Messe am Aschermittwoch für Kinder und Jugendliche statt. Es war unglaublich! Die Kirche war gerammelt voll, es gab nicht einmal mehr Stehplätze. Dass hier nach Schule und Kindergarten fast 1000 junge Christen kamen war für uns unvorstellbar. Alleine das Austeilen der Aschenkreuze dauerte mehr als eine halbe Stunde, obwohl Anicet und Sr. Beatrix im Akkord arbeiteten. In einem Höllentempo fuhren wir dann auch nach Moshi, wo wir mit 20 Minuten Verspätung zum Bischoff kamen. Es war ein völlig ungezwungenes und offenes Gespräch, Bischoff Isaac sagte uns zu, wenn es möglich ist im August die Einweihung zu zelebrieren. Er bedankte sich für die große Hilfe und bat uns an alle Unterstützer seine Grüße zu übermitteln.


Donnerstag, 26.2.

Der letzte Tag war noch mal vollgepackt, denn bereits um die Mittagszeit mussten wir Uomboni verlassen, um rechtzeitig zum Abflug um 16:00 Uhr am Kilimanjaro Airport zu sein. Gleich am Morgen machte ich ein letztes Bild von der Baustelle, die fertig ist zum Einschalen der Decke. Laut Mr. Makundi soll dies am Montag fertig sein, mal sehen ob es klappt.



Heute stand nur noch die Vorbereitung unseres Besuchs im Sommer auf dem Programm, bei dem wir zur Einweihung der Schule mit elf Personen anreisen werden. Dies muss gut geplant sein, denn in dieser Gegend kann man nicht einfach mit so vielen Leuten reisen. Einen "Tour-Operator", der die Safari durchführen wird hatten wir schon im Marangu Hotel gefunden, jetzt blieb nur noch die Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Dazu fuhren wir nach Maua, das ca. 7 km von Uomboni entfernt liegt. Maua bedeutet Blume und das Hochplateau auf dem der Ort liegt macht dem Namen alle Ehre. Eine fruchtbare Gegend auf ca. 1800 m Höhe, hier werden viele verschiedene Früchte angebaut, u.a. auch Äpfel und Birnen, was in Tansania eher selten ist.



Direkt unterhalb des Kilimanjaro liegt das Kloster des Ordens "Our Lady of Kilimanjaro Sisters" in einer traumhaften Kulisse. Leider konnte man den Heiligen Berg nur erahnen, er lag bereits versteckt hinter einer Wolkenwand.



Normalerweise beherbergen die Schwestern keine Touristen, aber da wir als Gäste der Pfarrei kommen, können wir dort gemeinsam wohnen. Es ist das ideale Haus für uns, wir waren froh, dass es so gut geklappt hat.
So schnell es ging fuhren wir zurück um fertig zu packen und uns zu verabschieden. Die Mädchen im Pfarrhaus haben uns zuvorkommend betreut, es war ein herzlicher Abschied.



Unbedingt erwähnen möchten wir Mary, die gute Seele des Pfarrhauses, die nicht nur in ihrer Küche die uneingeschränkte Chefin ist, asante sana.



Direkt bei der Abfahrt kamen noch die Lehrlinge des Ausbildungszentrums, um sich von uns singend zu verabschieden. Auch auf dem Weg ins Tal winkten uns die Menschen und riefen: "Tutaonana mwezi na nane" (Wir sehen uns wieder im August).



Wir waren schon etwas wehmütig, als wir abflogen, denn die Herzlichkeit der Menschen hat uns erneut stark beeindruckt.