School
Africa

April 2009

Samstag, 4.4.

Von daheim war um 4.30 Uhr Abfahrt und ich bin nach einem normalen (langweiligen) Flug mit der KLM abends um 19.45 Uhr Ortszeit angekommen und von Pfarrer Anicet herzlich empfangen worden. Vor allem hat sich Peter gefreut, dass ich gekommen bin, so kann er endlich wieder mal "Frammersbacherisch" reden. Ich schlafe im Pfarrhaus, wo wir noch länger zusammengesessen haben. Dabei habe ich auch erfahren was in dieser Woche auf mich zukommen wird- am Dienstag wird die Decke betoniert.


(Palm-)Sonntag, 5.4.

Um 7.00 Uhr traf man sich auf einer Wiese oberhalb der Pfarrei zur Palmweihe, hier hat natürlich jeder richtige Palmzweige dabei. Es waren sicherlich mehr als 600 Menschen da, die in einer Prozession in die Kirche zum Gottesdienst gezogen sind.



Wie üblich musste ich am Ende einige Grußworte sagen und danach schwörte Anicet die Menschen darauf ein am Dienstag zum Betonieren der Decke zu kommen. Nach dem Frühstück habe ich die Baustelle angeschaut, wo ich sehen konnte, dass in den letzten 6 Wochen, vor allem dank der Bauleitung von Peter, viel gearbeitet worden ist. Es ist fertig eingeschalt, was hier eine sehr aufwändige Arbeit ist. Die Stützen sind einfache Baumstämme, die zugehauen worden sind und die Verschalung besteht aus Brettern, die von Hand aus Baumstämmen geschnitten worden sind. Diese sind natürlich alles ander als gerade und so gibt es viele Risse, die mit zerschnittenen Zementsäcken ausgestopft werden, damit der Beton nicht durchläuft.



Am Nachmittag habe ich mit Peter, wie im Februar, die Familie von Pater Christian besucht, wo es, wie Sonntags üblich, mbege (Hirsebier) gab. Vor allem Chris' Mutter hat sich sehr über den Besuch gefreut, wir haben ein paar nette Stunden zusammen verbracht.



Auf dem Rückweg haben wir noch Station im pfarreieigenen Shop gemacht, wo wir ein Bier trinken wollten. Dort saßen schon Anicet und sein Kaplan Germas mit einigen anderen Afrikanern und es war schon sehr spät als wir heimgingen, zum Glück war fast Vollmond, denn niemand hatte eine Lampe dabei!


Montag, 6.4.

Zusammen mit Pfarrer Anicet und dem Architekten Mr. Makundi haben wir die weiteren Schritte des Bauvorhabens durchgesprochen, damit ich im Laufe der Woche einen möglichst genauen Kostenplan bekommen kann. Außerdem habe ich, nach Absprache mit Anicet und Peter, mit Mr. Makundi und dem Elektriker den Elektroplan für das Gebäude festgelegt.





Ansonsten stand dieser Tag stand ganz im Zeichen der Vorbereitung für das Betonieren am Dienstag, natürlich unter den strengen Augen der "Bauaufsicht" von Peter und Anicet.



Die Löcher wurden gestopft, die Elektriker haben nach unserem Plan Leerrohre und Dosen verlegt, Wasseranschlüsse wurden vorbereitet und die Betonmaschinen, wahre Ungetüme, wurden gebracht.





Am späten Nachmittag hatten wir noch ein Treffen mit den Verantwortlichen des im letzten Jahr in der Pfarrei eingeführten Mikrokreditsystems. Die Frauen hatten in mehreren Treffen die Regularien erarbeitet, die wir besprochen und vertraglich festgelegt haben. (siehe dazu Genaueres unter Projekte, dort Pfarrei Uomboni)



Nach meinem Dafürhalten wird dies sicherlich eine der erfolgreichsten Maßnahmen werden, die wir bisher umgesetzt haben!


Dienstag, 7.4.

Die nächsten beiden Tage sollten zu den intensivsten Erlebnissen werden, die ich je in Tansania hatte. Vor uns lag die Aufgabe mehr als 450 m² zu betonieren. Zur Verfügung standen 2 Betonmischer, 8 Schaufeln und etwa 100 Eimer. Um 6.00 Uhr waren einige Arbeiter bestellt, um die Baustelle vorzubereiten. Bereits das Starten der Mischer war ein Ereignis und es dauerte eine halbe Stunde bis das erste Ungetüm endlich lief.



Pfarrer Anicet hatte die Leute in 2 Schichten eingeteilt, von 7.00 - 12.00 Uhr hauptsächlich die Männer und am Nachmittag die Frauen. Alleine das Einteilen der insgesamt mehr als 500 Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern war eine Herausforderung. In 2 Reihen wurden die vollen Eimer auf die Decke getragen, in einer 3. Reihe die leeren Eimer zurückgebracht.



Es wurde zu einer richtigen Schufterei, aber wir wären wie geplant fertig geworden, wenn nicht ab dem Nachmittag monsunartige Regenfälle unsere Arbeit fünfmal gestoppt hätten.



Immer wieder mussten wir uns unterstellen und waren trotzdem nass bis auf die Haut.



Mehrmals stand die Aktion vor dem Abbruch, aber es ging trotzdem bis Anbruch der Dunkelheit weiter, denn es warteten 300 l mbege (Hirsebier)! Leider wurden wir nicht fertig, aber da mbege nicht über Nacht aufgehoben werden kann, fand die Party trotzdem statt, auch wenn wir am Mittwoch noch mal ran mussten, Arbeitsbeginn war 6.00 Uhr.




Mittwoch, 8.4.

Bei Arbeitsbeginn um 6.00 Uhr waren nur ganz wenige Leute da, schließlich müssen sie von ihren Häusern bis zu einer Stunde herlaufen. Der Kilimanjaro leuchtete weiß, es hatte die ganze Nacht geregnet, bzw. dort oben geschneit.



Die Arbeit begann schleppend und es mussten zweimal die Glocken geläutet werden, bis genügend Leute da waren. Auch heute regnete es immer wieder und die Aktion stand am Nachmittag wieder kurz vor dem Abbruch. Aber zum Glück kam die Sonne wieder heraus und gegen 16.00 Uhr wurde der letzte Eimer Beton unter großem Jubel auf die Decke gebracht.



Es war einfach unglaublich mit den Leuten hier zu arbeiten. Mit Badeschuhen standen sie auf den Eisen und mit bloßen Händen wurden die Eimer weitergereicht.





Der aggressive Schnellbeton hat bei vielen blutige Wunden an den Händen hinterlassen, am Karfreitag zeigten sich die Menschen einander ihre schmerzenden Hände. Die Gesichter und Kleider waren total verschmutzt, wie sie dies bei den Bedingungen wieder sauber kriegen können ist mir ein Rätsel.



Peter, Anicet und ich waren abends total erschöpft, aber die zwei Tage waren ein großartiges Erlebnis. Wer kann von sich schon behaupten am Kilimanjaro betoniert zu haben!



Auf jeden Fall haben wir uns am Abend ein, leider warmes, Bier gegönnt und in der Nacht tief und fest geschlafen.


Donnerstag, 9.4.

"The day after"! Dieser Tag war, zumindest bei uns, ganz der Erholung gewidmet. Besonders Anicet genoss den freien Vormittag, denn heute und die nächsten beiden Tagen sind die einzigen im Jahr an denen keine Frühmesse ist. Für die Menschen hier ging die tägliche Arbeit weiter.





Holz holen, Einkaufen, Kochen, waschen usw. wurden zur Qual, denn die Hände schmerzten bei jeder Bewegung. Die scharfen Kanten der Eimer hatten die Haut verletzt und der Beton konnte eindringen, die kleinen Risse taten richtig weh. In der Nacht sind ganze Schwärme von kumbi kumbi (Eintagsfliegen) ausgeflogen und an den Lampen der Kirche gelandet. Dies ist für die Kinder hier eine Delikatesse, sie sammeln frühmorgens diese Insekten ein, die sie dann in der Pfanne rösten und essen.





Überall wo wir heute auftauchen reden die Leute über die letzten beiden Tage. Sie sind besonders beeindruckt, dass wir so fest mitgearbeitet haben. Für sie sind Wazungu ("Europäer") normalerweise nur als Touristen bekannt, dass sie auch arbeiten können ist für sie neu. Insofern haben wir auch etwas das Weltbild der Afrikaner zurecht rücken können, der gegenseitige Respekt ist bestimmt gewachsen. Wir sind am Nachmittag nach Marangu gefahren, ein kleiner Ort mit einem Markt und einigen Kneipen, wo es auch ein Internetcafé gibt. Es regnete immer wieder sehr stark. Die Regenzeit ist endlich da, die Menschen warten schon, um anpflanzen und aussäen zu können. Wir sind sehr froh, dass das Betonieren, die letzte aufwändige Arbeit, erfolgreich abgeschlossen werden konnte.


Karfreitag, 10.4.

In der Nacht hat es heftig geregnet, das Trommeln auf dem Blechdach war so laut, als wenn ein Schlagzeuger da sitzen würde. Das Wasser schoss die Strasse hinunter, sie ist inzwischen ganz ausgewaschen. War sie im Februar für Autos noch einigermaßen passierbar, ist sie jetzt nur noch mit Vierradantrieb zu befahren.





Der Tag war ein "Verwaltungstag". Am Morgen haben Anicet, Peter und ich die Kostenaufstellung durchgearbeitet, die der Architekt Mr. Makundi gestern gebracht hat. Daraus wurde ein Arbeitsplan bis zur Einweihung im August erstellt. Einige der Arbeiten können von Handwerkern der Pfarrei ausgeführt werden und einige der Materialien sind bereits vorhanden, sodass sich die restlichen Baukosten auf ca. 30 000 € reduzieren lassen. Ich war sehr erleichtert, denn die Hälfte der Summe ist bereits als Spende eingegangen, den Rest werden wir sicher noch auftreiben können.
Wer diese Zeilen liest und uns unterstützen will: die Bankverbindung steht unter "Hilfe", schon jetzt herzlichen Dank dafür!
Außerdem kam Willy, der "Tour Operator", der für uns die Safari im August organisiert. Er wohnt im Nachbarort und war von unserer Arbeit so begeistert, dass er seinen Kostenvoranschlag vom Februar noch mal um 400 $ reduzierte. Am Nachmittag war die Kirche wieder brechend voll, Jung und Alt besuchten die Karfreitagsmesse, die 3 Stunden dauerte. Die zahlreichen Kinder waren sichtlich froh als es vorbei war.






Samstag, 11.4.

Es hat sich jetzt richtig eingeregnet, ständig gehen monsunartige Schauer nieder und machen den Menschen das Fortbewegen schwer. Es ist wirklich verwunderlich, wie die Menschen die Kleidung immer wieder sauber kriegen.



Wir haben am Vormittag die Arbeiten für die nächsten Wochen besprochen und Pfarrer Anicet hat, wie jeden Samstag, die Wochenlöhne ausbezahlt. Ein Arbeiter erhält auf der Baustelle für einen Arbeitstag 5000 TShs, das sind etwa 2,90 €. Kurz vor meiner Abfahrt habe ich noch schnell dispensary (Krankenstation) angeschaut. Die Malerarbeiten sind fertig, demnächst kann der volle Betrieb wieder aufgenommen werden.



Für mich hieß es Abschied nehmen, eine anstrengende Woche war vorbei. Ich hatte noch letzte Woche gezweifelt ob ich herfahren soll, ich war ja erst vor 6 Wochen hier. Aber vor allem die Arbeit mit den Menschen hier war ein Erlebnis und hat uns näher zueinander geführt. Sehr wichtig war auch die Ermittlung der noch ausstehenden Kosten, dies gibt Sicherheit für die letzte Bauphase. Dazu war das direkte Gespräch sehr hilfreich, alleine durch emails wäre das nicht möglich gewesen. Der Nachtflug nach Amsterdam und der Weiterflug am Morgen des Ostersonntags verliefen gut, ich kam gegen 12.00 Uhr wohlbehalten in Frammersbach an.