School
Africa

Ostern 2014

Turiani

Wie schon in der Ankündigung dargestellt, ist der Besuch in Turiani der Hauptgrund für die gemeinsame Reise mit der Familie Geiger. Der Hintergrund sei kurz erklärt, denn er zeigt eine weitere Facette unseres Engagements in Tansania: seit vielen Jahren kennen wir Baltasar Temu, den „kleinen“ Bruder von Pater Christian. Wer unsere Reiseberichte verfolgt hat weiß, dass seine Tochter Annalisa das Patenkind von Anneliese ist. Die Taufe fand 2009 statt, gleichzeitig mit der Einweihung unserer Hugo-Mill-Schule in Uomboni, woher Baltasar stammt. Zu der Zeit war Baraka, das erste Kind der Familie, knapp 2 Jahre alt.


Wir haben damals gleich gemerkt, dass der Junge eine schwere Behinderung hat, der Familie war das Ausmaß damals nicht klar, irgendwie haben sie die Augen davor verschlossen. Er konnte weder sitzen noch sich selbstständig aufrecht halten. Er hat durch Komplikationen bei der Geburt einen Sauerstoffmangel erlitten und seine rechte Seite ist komplett gelähmt. (s. Bericht August 2009 u. folgende)
Rosi Mill, Karlheinz und wir haben beschlossen der Familie mit privaten Spenden zu helfen, damit Baraka eine Art Frühförderung erhalten kann, was die Folgen seiner Behinderung kompensieren sollte. Baltasar, obwohl Schulleiter eines staatlichen Gymnasiums, hätte mit seinem Monatsgehalt von ca. 200 € niemals seinen Sohn so unterbringen können, dass eine halbwegs normale Entwicklung möglich ist. Es gibt nur ganz wenige Einrichtungen dafür in Tansania. Die einzige in Frage kommende Schule ist in Dar es Salaam, also mehrere Stunden Fahrt entfernt, aber da es nur eine Tagesschule ist muss jemand mitgehen. Die Oma hat sich bereit erklärt mit ihrem Enkel zusammen nach Dar zu ziehen, damit Baraka diese Schule besuchen kann. Dass dies teuer ist war klar: Miete für eine Wohnung, Essen, Transportkosten zur Schule, spezielle Hilfsmittel – alles muss selbst bezahlt werden. Wir haben aus Deutschland einen geeigneten Rollstuhl eingeführt und die notwendigen Kosten für die Betreuung übernommen. Da Barak aber sein Leben lang eine besondere Betreuung brauchen wird und dies nicht ewig durch private Spenden geschehen kann, haben wir mit der Familie nach Möglichkeiten gesucht, wie sie sich langfristig selbst helfen können. Letztendlich haben wir mit einem Privatdarlehen den Bau eines kleinen Hotels (8 Zimmer) und Restaurants finanziert. Das zinslose Darlehen kann aus den Erlösen des Hotels und Restaurants zurückgezahlt werden und die Familie wird die Betreuung ihres behinderten Sohnes später daraus finanzieren können. Diese „Hilfe zur Selbsthilfe“ entspricht genau unserem Ansatz als Kinderhilfe Tansania. Ich möchte aber hier klar betonen, dass für diese Aktion keine Spendengelder verwendet worden sind, es stammt ausschließlich aus eigener Tasche!
Inzwischen hat Baraka riesige Fortschritte gemacht! Die Motorik seiner linken Körperhälfte ist so weit entwickelt, dass er für einige Zeit aufrecht sitzen und mit Halten auch stehen kann, er kann selbst essen, sprechen und vieles mehr. Er ist ein aufgeweckter, liebenswürdiger Junge, der gelernt hat mit seiner Behinderung umzugehen. Die Familie hat diese Situation angenommen und stellt sich inzwischen der Herausforderung.


Die 4 Tage waren für uns ein intensives Erlebnis. Alleine das Fahren auf den tansanischen Straßen ist ein Abenteuer. Sind sie geteert muss man die rasenden Busse und LKWs fürchten, die einen bei Tempo 100 noch überholen oder, was gefährlicher ist, überholend entgegenkommen. Ausweichen ist wegen den Fahrradfahrern oft unmöglich, also heißt es langsam tun. Das ist auch besser so, denn gerade an Ostern schien es so zu sein, dass die Polizisten mit ihren Radarpistolen unbedingt noch Geld für die Feiertage einholen mussten. Ich bin ganz sicher dass ich vorschriftsmäßig 50 kmh gefahren bin, aber was will man machen, wenn er die Pistole zeigt auf der 70 kmh steht? Man zahlt (ca. 13 €)! Gefährlich ist es auch da man immer mit tiefen Schlaglöchern rechnen muss, gerade nach den heftigen Regenfällen der letzten Zeit. Wenn es eine „rough road“, also ein Sandpiste ist sind Schlaglöcher normal. Die Federn haben gehalten, aber wir hatten kurz vor dem Ziel einen Platten.


Extrem sind die Schlamm- und Wasserlöcher, da man nicht erkennen kann wie tief sie sind oder ob Steine drin liegen, die den Unterboden aufreißen. Auf jeden Fall waren wir froh, dass wir die 290 km nach 7 Stunden Fahrt bewältigt hatten und mit allen 9 Personen heil in Turiani angekommen sind.


Dar es Salaam

Wir hatten es schon vor unserem Abflug gehört, dass in der Hauptstadt und ihrer Umgebung schwere Regenfälle zu verheerenden Überschwemmungen geführt haben. Ganze Stadtteile standen teilweise mehr als einen Meter unter Wasser. Die Folge waren lange Staus und eine Sperrung der wichtigsten Zubringerstraße zur Hauptstadt. Zum Glück hatte sich die Lage nach dem Wochenende entspannt, aber zerstörte Brücken und Straßen haben diesmal die Fahrt gefährdet. Denn unser Hauptanlass war der Besuch in Turiani und wenn man da nicht hinkommen könnte wären wir nicht geflogen. Erst am Montag früh gab es Entwarnung aus TZ. Beim Anflug war das eigentlich blaue Meer im Bereich des Hafens eine braune Dreckbrühe, es muss wirklich stark geregnet haben.


Wir sind nach unserer Landung gut durch die Stadt gekommen, konnten aber die Schäden überall sehen. Viele Straßen waren so ausgespült, dass der Teer regelrecht weggebröselt ist.


Dass das so kommt ist kein Wunder, denn es gibt hier kein Abwassersystem, das seinem Namen würdig wäre. Wenn es irgendwo regnet läuft die Brühe ungeklärt in Richtung Meer und wenn die Gräben voll sind läuft das Wasser halt über die Straßen. Das betrifft dann auch Stadtteile in denen es eigentlich gar nicht geregnet hat, aber das Wasser kommt und ist nicht zu kontrollieren.


Dass es sich dann in jeder Senke sammelt und auch die Häuser bedroht ist dann eine logische Folge.


Wenn der Regen aufhört ist der Himmel schnell wieder wolkenlos und klar als wenn nichts gewesen wäre – bis zum nächsten Schauer.


Mtwara

Aufstehen um 4:00 war schon mühsam nach der langen Fahrt gestern, hier der Fahrer zu sein schlaucht ganz schön. Da es um diese Zeit keinen Verkehr gibt waren wir in der Rekordzeit von nur einer halben Stunde am Flugplatz, am Tage dauert dies bis zu 3 Stunden! Durch den sehr frühen Flug waren wir schon um 7:30 in Mtwara, gerade zur rechten Zeit, denn die Flut war da und wir konnten gleich baden. Dies ist immer ein Traum! Indischer Ozean, Wassertemperatur ca. 25°, was will man mehr. Da wir unseren ersten Termin erst gegen 11:00 Uhr hatten konnten wir das genießen und uns sogar noch etwas ausruhen.


Wir waren zuletzt im August 2013 hier und somit gab es einiges aufzuarbeiten, vor allem in der Pfarrei St. Paul gibt es Handlungsbedarf. Seit Fr. Placidus und Fr. Valentin hier sind wird die Pfarrei wieder sehr zuverlässig geführt und es macht wieder Spaß zusammenzuarbeiten. Die Pfarrei ist immer noch recht arm, obwohl Mtwara als Stadt richtiggehend boomt. Es wimmelt hier nur so von Chinesen und Weißen, denn Öl- und Gasfunde vor der Küste haben einen Rausch ausgelöst. Das Problem dabei ist, dass nur sehr wenige der Einheimischen davon profitieren, für die Mehrzahl hat sich die Situation verschlechtert, denn die Preise explodieren. Nahrungsmittel werden durch die hohe Nachfrage immer teurer und der normale Bürger kann sich immer weniger leisten. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auf. Vor einigen Jahren haben wir immer wieder versucht die Pfarrei darin zu unterstützen sich selbst helfen zu können. Auf die naheliegendste Idee sind wir aber nicht gekommen: Nahrungsmittelproduktion! Die Pfarrer haben die ehemalige Bar auf dem Pfarrgelände abgerissen und 2 große Hühnerställe gebaut. Es ist Platz für mehrere 100 Hühner und Hähne, die ersten Küken sind ausgebrütet. Durch den Verkauf der Eier und der Hühner wird es der Pfarrei leichter fallen sich selbst zu versorgen. Freilaufende Hühner- auch bei uns daheim wäre das eine großartige Geschäftsidee!


Mit Fr. Placidus habe ich die Abrechnung für 2013 gemacht und auch die neuen Planungen abgesprochen. Für 2014 stehen Renovierungsarbeiten an, wie die Erneuerung des Moskitodrahtes in Majengo, das Regendach für die Kochstelle in Naliendele und es wird endlich das neue Klassenzimmer für die Kinder in Mtawanya gebaut, das wir so viele Jahre schon machen wollten. Das reicht für 2014, denn wir unterhalten ja sowieso den Betrieb der 8 Kindergärten der Pfarrei mit 22 Angestellten, die für ca. 600 Kinder zuständig sind.


Bisher war die Fahrt sehr zufriedenstellend und der Besuch in unserem Kindergarten war das sogenannte I-Tüpfelchen! Wir sind unangemeldet gekommen und konnten sehen, dass sich die Qualität der Arbeit mit den Kindern enorm verbessert hat. Die Räume sind sauber, die Lernmaterialien sind alle erneuert und die Kinder „arbeiten“ konzentriert mit ihnen. Es war eine Freude das zu sehen und damit auch Motivation weiter zu machen mit unserem Engagement für St. Paul in Mtwara!


Beim Waschen lernen



Zahlenland



Ein weiterer „Muss“ Besuch ist das Montessori Training Center, immerhin die Partnerschule unseres Staatl. Beruflichen Schulzentrums in Aschaffenburg. Auf dem Bild zu sehen ist Beni, die beim Lehreraustausch 2007 bei uns in Frammersbach zu Besuch war, sie freut sich immer sehr uns zu sehen.


Wegen den Osterferien sind gerade nur wenige Schüler da, sie arbeiten fleißig an der Erstellung ihrer eigenen Lernmaterialien, die sie nach ihrem Abschluss mit in ihre neue Arbeitsstelle nehmen. Alle Absolventen des letzten Jahrgangs haben übrigens eine Stelle als Erzieherin erhalten!


Der Empfang bei der Schulleitung fand diesmal im Krankenzimmer statt, denn die Managerin der Schule Sr. Monica hatte einen Unfall, beim Verbrennen des Mülls ist eine Dose mit Malariasprühmittel explodiert, wobei sie sich Verbrennungen im Gesicht und am Arm zugezogen hat. Sr. Monica und Schulleiter George Liwenga freuten sich sehr über die Nachricht, dass wir von der Partnerschule die Erneuerung der Photovoltaikanlage finanzieren. Bei den hohen Strompreisen ist das ein große Hilfe für den Haushalt der Schule.


Vielen Dank an dieser Stelle an die Kollegen des Staatl. BSZs für den Einsatz, allen voran an Herrn Kunkel als Organisator der jährlichen Benefizkonzerte.
Auch in Mtwara ist die Regenzeit sehr ausgeprägt und führt zu Verkehrschaos, natürlich nicht in dem Ausmaß wie in Dar. Es beginnt ganz harmlos, schüttet dann monsunartig in Strömen



und binnen ein paar Minuten ist die Überschwemmung da



Obwohl es nur ein kurzer Besuch in Mtwara war, war er sehr intensiv und bestärkt uns in unserem Engagement weiter zu machen.