School
Africa

Umstrukturierungen Ostern 2005


Donnerstag, 17.3.

Diesmal hat mich der Flug nach Tansania recht geschlaucht. Als wir gestartet sind waren über dem Spessart noch die letzten Schneereste zu sehen, in Daressalaam hatte es bei der Ankunft gerade geregnet und es war bei 35 Grad drückend schwül, hier beginnt die zweite und heftigere Regenzeit.
Der Besuch wird eine schweißtreibende Angelegenheit werden, die meiner Erkältung nicht dienlich ist, mal sehen wie es wird. Aber ich bin von Sr. Berntraud am Flughafen abgeholt worden und somit, nicht nur bei der medizinischen Versorgung, in guten Händen.




Freitag, 18.3,

In Mtwara regnete es heute fast den ganzen Tag in Strömen und es gibt heftige Gewitter. Die überwiegende Zahl der Straßen sind nicht geteert und in einem fürchterlichen Zustand, binnen kurzer Zeit werden sie zu regelrechten Bächen. Dies ist gefährlich, da man die tiefen Stellen nicht mehr erkennt und leicht mit dem Auto stecken bleiben kann.

Das feuchte Klima ist ideal für die Moskitos, die die Malaria übertragen und ich habe schon bei der Ankunft von einigen Bekannten gehört, die gerade unter ihr leiden.

Ich habe heute mit Pater Klaus und mit Sr. Berntraud den "Fahrplan" für die kommende Woche festgelegt. Das ist zum Einen die zukünftige Gestaltung der Kindergärten in der Pfarrei St. Paul, Pater Klaus geht definitiv zum 1. August, und zum Anderen die Vorbereitung des Besuchs unserer "Schuldelegation" im Sommer zur Errichtung einer Schulpartnerschaft mit dem Montessori Training Center. Morgen um 9.00 Uhr geht es gleich los mit einer großen Personalversammlung in der Pfarrei St. Paul.

Samstag, 19.3.

In der Stadt Mtwara ist seit gestern Nachmittag kompletter Stromausfall, was mich in der Nacht völlig unvorbereitet getroffen hat. Hier ist es stockdunkel und da ich weder Kerze noch Feuerzeug hatte musste ich mich im Dunkeln Richtung Bett tasten. Das ist gar nicht so einfach, da das Moskitonetz dicht ums Bett herum fest gemacht werden muss! Natürlich ging auch kein Ventilator und es war sehr schwül.
Völlig gerädert bin ich zum meeting in der Pfarrei gekommen. Ein meeting in Afrika hat seine eigenen Gesetze. Zeit ist etwas frei Verfügbares und hier hat man sehr viel davon. Es wird dazu ein genauer Ablaufplan erstellt und für alle ausgelegt, nur hält sich keiner daran. Während wir der Zeit hinterherrennen gestalten die Afrikaner ihre eigene Zeit. Warum soll ein Treffen um 9.00 Uhr beginnen, wenn noch niemand da ist? Wegen der Zeit macht sich niemand verrückt. Vor 10.00 Uhr begann es erst gar nicht, und die einzelnen Programmpunkte wurden auch nicht eingehalten. Aber das Ergebnis ist für P. Klaus und mich sehr positiv.
Aus jedem der 8 Kindergärten war eine Delegation der Elternbeiräte da, ebenso das Personal. Die Gesamtleitung hatte der Zuständige des Pfarrgemeinderats.

Zunächst gab jeder Kiga seinen "report" ab: Kinderzahl, Elterneinnahmen, Anzahl Moslems und Christen usw. Dies ist eine gute Entwicklung, denn die Elterngremien wurden erst vor 3 Jahren eingeführt. Das Engagement einiger Eltern ist sehr hoch. Im Anschluss wurden Wünsche und Anträge vorgetragen, die von uns beantwortet wurden. Es ging dabei um Missstände in Kindergärten, z.B. fehlende Toiletten, schlechter Mähdienst usw. Aber es wurde auch gelobt, ein Vater war sehr zufrieden damit, dass Kinder von Moslems, Christen und anderen Religionen ohne Probleme in den Gruppen zusammen sind, was heute nicht überall selbstverständlich ist! Aus unserer Sicht war es wichtig darauf hinzuweisen, dass noch mehr Eigeninitiative erwünscht ist. So sollen sich die Eltern z.b. selbst um das Einsammeln des Kindergartenbeitrages kümmern. Für uns war um 13.00 Uhr Schluss, die Eltern blieben noch zu Wahlen zusammen. Die Ergebnisse werden nach meiner Rückkehr auf der homepage nachzulesen sein. Im Hof der Pfarrei finden gerade die Vorbereitungen für den morgigen Palmsonntag statt, hier wird das natürlich mit echten, frisch geschnittenen Palmen gemacht!


Der wichtigste Punkt meiner Reise fand aber am Nachmittag statt und er verlief äußerst erfolgreich: Schwester Berntraud, Pater Klaus und ich konnten uns, dank unserer guten Vorbereitung auf ein schlüssiges Konzept für die Zukunft der Kindergärten einigen. Wir gründen einen "board of trustees for education", was in etwa einer Treuhandgesellschaft zur Bildungsförderung entspricht. Auch dies wird in der homepage nachzulesen sein. Es war also ein überaus erfolgreicher Tag und ich hätte nicht gedacht, dass dies schon am 2. Tag über die Bühne gehen könnte, wir waren um 19.00 Uhr fertig und ich war es auch!

Sonntag, 20.3.

Wenn es nachts regnet besteht die Chance, dass es leicht "abkühlt" auf ca. 25 Grad. Die Fenster hier haben keine Scheiben, sondern nur Moskitogitter und so kommt man am frühen Morgen, da man nassgeschwitzt im Bett liegt, auch bei diesen Temperaturen schon mal ins frösteln. Zu Hause freut man sich auf diese 25 Grad und fühlt es als "warm", während man hier sagt es sei "baridi", also kalt. Das war heute früh so, denn es ging schon um 6.00 Uhr los mit den Vorbereitungen zur Palmsonntagsprozession, zu der die Leute ihre echten Palmwedel speziell geflochten haben. Es sind richtige Kunstwerke dabei, was vor allem den Frauen viel Zeit gekostet haben dürfte, denn die haben ja zusätzlich auch ihre Haare kunstvoll geflochten.

Bei der Prozession mit den wie immer sehr sauberen Kleidern stören eigentlich nur die schlammigen Wege, denn man kann dem zähen Lehm eigentlich gar nicht ausweichen.

Am Nachmittag war ich heute, gemeinsam mit K.-H. Liebler, der hier seinen Neffen Martin besucht, zum erstenmal im Meer baden. Das Wasser ist ungefähr 30 Grad warm, von Abkühlung keine Spur. Beim Hinlaufen sind wir noch in einen Regenguss gekommen, aber es ist egal ob es regnet oder nicht, man ist den ganzen Tag nass.

Montag, 21.3.

Heute wäre meine "kleine" Schwester Lissi 40 Jahre alt geworden und wenn sie noch leben würde wäre ich ganz sicher nicht hier in Tansania (siehe Entstehung). Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin hat sie mehrere Monate in Mtwara bei Sr. Berntraud verbracht und bei ihr mitgeholfen. Einer ihrer größten Wünsche war es, hierher zurückzukommen, denn auch sie war beeindruckt von der Arbeit mit den afrikanischen Kindern. So haben denn Sr. Berntraud und ich auch viel über sie gesprochen. Es ist auf der einen Seite natürlich traurig was passiert ist, aber auf der anderen Seite ist etwas entstanden, das uns immer an sie erinnern lässt und zwar in einer positiven und sehr hilfreichen Weise. Heute, 11 Jahre nach ihrem Tod, kann ich, zumindest für mich, sagen, dass die Kinderhilfe Tansania eine gute Form war die Trauer aktiv zu bewältigen. Lissi war auch hier beliebt und ihre Art wurde sehr geschätzt. In der Pfarrei St. Paul fand am Nachmittag ein kleiner Gedenkgottesdienst statt, der ihr sicher sehr gefallen hätte. Es waren viele Kinder da. Sr, Berntraud hat es ihren Schülerinnen angekündigt und alle wollten mit.


Also haben wir 2 Autos vollgepackt und sind in die Kirche gefahren, die am anderen Ende der Stadt liegt. Das war ein lustiger Ausflug! In "meinem" landrover saßen neben Karl-Heinz und mir noch 13 junge Mädchen.


Die ganze Fahrt hin und zurück wurde lauthals gesungen und gelacht, die pure Lebensfreude war spürbar und die tiefen Schlaglöcher haben höchstens beim Fotografieren gestört. Pater Klaus ist beim Gottesdienst in seiner Vorrede auf den Geburtstag eingegangen und hat den Gottesdienstbesuchern, die uns nach all den Jahren kennen, mit passenden Worten die Zusammenhänge aufgezeigt. "Der Tod von Elisabeth war für uns das Glück sehr viel geholfen zu bekommen. So wie Gott starb, um die Menschen zu erlösen, so entstand durch den Tod von Elisabeth für viele von unseren Menschen hier eine große Hilfe." Ich finde es war eine würdige und gar nicht traurige Art den Geburtstag von Lissi zu begehen.


Dass wir am Vormittag mit den Gästen von Pater Klaus einige unserer Kindergärten besucht haben, sei heute nur am Rande erwähnt.

Dienstag, 22.3.

Heute haben Martin und ich als Fahrer für die Gäste aus der Heimat von Pater Klaus einen Tagesausflug an den Grenzfluss zwischen Tanzania und Mozambique, den Ruvuma gemacht. Wir hatten Glück, dass es erst bei der Rückfahrt zu regnen begonnen hat, denn die Lehm- und Sandpiste wird bei Nässe schwer befahrbar.



Am Abend habe ich mich mit den Schülerinnen des Montessori Training Centers getroffen. In unserer Schule zuhause hatten wir vor kurzem ein großes Afrikaprojekt mit Kindergartenkindern (www.bbzab.de), dabei wurde ein Film gedreht, den ich hier den Mädchen vorgeführt habe, sie waren begeistert. Ich habe außerdem viele Bastelarbeiten aus dem Projekt mitgebracht und sie gezeigt. Es wurde eine lustige Frage- und Antwortrunde.


Die Schülerinnen sind sehr interessiert daran, was wir in unserer Schule machen und sie haben dabei auch Anregungen mitgenommen für ihre eigene Kindergartenarbeit. Es besteht der Wunsch nach Briefkontakt, den ich sicherlich mit einigen unserer Schülerinnen erfüllen kann. Voraussetzung dazu sind aber Englischkenntnisse, hier die Mädchen sprechen recht gut Englisch. Es wurden auch viele Fragen zu unserem Leben in Deutschland gestellt: Wie hoch sind die Schulgebühren? Wie hoch ist der Brautpreis? Dürfen die Mädchen heiraten wen sie wollen? Warum gibt es in den Familien so wenig Kinder? Nicht alle Fragen waren leicht zu beantworten. Am Ende wurden mir viele liebe Grüße an unsere Schülerinnen und Schüler aufgetragen, die ich gerne mit nach Hause nehme. Dies alles ist sicher auch im Sinne unserer zukünftigen Schulpartnerschaft zwischen dem Staatlichen BBZ in Aschaffenburg und dem MTC in Mtwara, die im August mit einem Besuch einer Schuldelegation hier in Tanzania besiegelt wird.

Mittwoch, 23. März 2005

Die Zeit vergeht wie im Fluge und ich muss aufpassen, dass ich alle Dinge erledige, die ich mir vorgenommen habe. Heute habe ich mit Sr. Berntraud den Manager der VETA besucht. Dies ist ein großes Berufsbildungszentrum, an dem viele verschiedene Berufe ausgebildet werden.
Dies erfolgt rein schulisch, da es hier nicht wie bei uns Handwerksbetriebe gibt, die den praktischen Teil der Ausbildung übernehmen können. Eine Besichtigung der VETA wird dann im Sommer ein Programmteil des Besuchs unserer Schuldelegation sein. Den Rest des Tages kümmere ich mich mit Martin um die 7 Gäste aus der Heimat von Pater Klaus, dem es zur Zeit gesundheitlich nicht sehr gut geht. Wir fahren sie durch die Gegend, dabei merke ich, dass ich mich hier in der Umgebung sehr gut auskenne, vor allem was das Hintergrundwissen anbelangt, ich habe bei meinen zahlreichen Besuchen doch sehr viel erlebt, 21 Jahre sind auch eine lange Zeit!

Ich möchte heute aber einmal auf Martin Büdel eingehen, der inzwischen seit 7 Monaten hier in Mtwara in der Pfarrei St. Paul und am MTC als MAZīler tätig ist eingehen. Ich habe sowohl mit Pater Klaus, als auch mit Sr. Berntraud gesprochen und sie sind sehr zufrieden mit dem was Martin hier leistet. Er ist überall beliebt und vor allem in der Pfarrei ist er momentan unverzichtbar, da Pater Klaus angeschlagen ist. Martin managt den Aufkauf und das Verpacken der Cashewnüsse in vorbildlicher Art und Weise, seine Kisuahelikenntnisse sind in der kurzen Zeit sehr sehr gut geworden. Es hat sich inzwischen bei den Afrikanern herumgesprochen, dass in der Pfarrei Nüsse aufgekauft werden und die Leute strömen regelrecht herbei. Alleine an diesem Montag hat er mit seinem Mitarbeiter Deo über 400 kg Nüsse aufgekauft. Doch dies ist nur ein Teil seines Engagements, denn er singt im Chor mit und kümmert sich um den Nachwuchs der Pfarrei.



Momentan studiert er mit Kindern ein Passionsspiel ein, das am Karfreitag im Gottesdienst aufgeführt wird.


Auch für Sr. Berntraud ist er eine große Hilfe, denn er erledigt nicht nur viele Arbeiten am PC, sondern er ist auch behilflich bei ihrer Arbeit mit den Schülerinnen. Momentan versucht er darüber hinaus eine befristete Anstellung als Englischlehrer an der Sekundarschule zu bekommen. Ich bin richtig froh, dass es geklappt hat solch einen engagierten jungen Mann für die Missionsarbeit hier in Mtwara vermittelt zu haben.

Donnerstag, 24.3.

Unser ganzer Zeitplan wurde heute über den Haufen geworfen, denn P. Klaus geht es so schlecht, dass er heute ins Krankenhaus nach Ndanda fahren musste. Nach einer kurzen Untersuchung wurde er nach Nyangao weitergeschickt, da dort mit Dr. Jankewitz ein guter Arzt tätig ist. Mal abwarten, was herauskommt. Martin und ich übernahmen dann die Betreuung der Gäste von P. Klaus, was vor allem viel Fahrdienst auf den miserablen Straßen in der Regenzeit bedeutet. Der viele Regen wird von den Menschen hier aber freudig angenommen, denn wenn es regnet wächst und gedeiht alles, im Gegensatz zum August ist alles üppig grün. In dieser Zeit besteht hier in Mtwara kein Mangel an Essbarem, denn zumindest die Maniokwurzeln werden groß genug, um eine Familie zu ernähren. Die Orangen sind noch nicht reif zum Ernten, aber dafür gibt es viele Bananen, Papayas und auch saftige Zitronen, die von Mama Osca, der "Chefköchin" von Sr. Berntraud, auf dem Schulgelände geerntet werden.


Ich war heute auch noch einmal im Meer, aber das Wasser ist wärmer als 30 Grad und von Abkühlung ist keine Rede.

Ostertage

Die Ostertage sind bestimmt durch die Liturgie, für die Katholiken ist dies das höchste Fest im Jahreskreis. Diese Freude und Begeisterung war auch in den Gottesdiensten zu spüren.


Am Karfreitag wird die Passion gespielt und das Jubilieren in den Ostergottesdiensten ist spontan und sehr intensiv. Die Afrikaner lieben das Tanzen und Singen und können dadurch ihrer Freude Ausdruck geben. Eine Messe, gestaltet mit Trommeln, ist Rhythmus und Bewegung für Jung und Alt, der Gottesdienst wird im wahrsten Sinne des Wortes "gefeiert".


Ich habe es auch schon öfters geschrieben, aber mich erstaunt immer wieder wie sauber die Menschen hier zum Gottesdienst gekleidet sind, keiner hat eine Waschmaschine und viele auch kein sauberes Wasser und alle leben auf schmierigem Lehmboden.


Wie es die Frauen hinkriegen ist mir ein Rätsel. Pater Klaus musste leider bis Sonntag Nachmittag im Krankenhaus verbringen und wird auch umgehend heimfliegen müssen, um sich gründlich untersuchen zu lassen. Wir werden unsere Umstrukturierung dann eben in Deutschland fertig stellen müssen, denn ich fliege auch am Ostermontag heim.

Resumée



Die Fahrt war sehr anstrengend durch die Hitze (39 Grad), die hohe Luftfeuchtigkeit und durch die miserablen Straßen, Fahren ist hier um diese Zeit eine Knochenarbeit. Man schwitzt rund um die Uhr, Duschen bringt eigentlich kaum Erleichterung. Trotzdem bin ich sehr zufrieden, denn wir haben in vielen Sitzungen einen brauchbaren Entwurf für eine "Bildungs-Treuhand" nach tansanianischem Recht zusammenstellen können, mit deren Hilfe langfristig gearbeitet werden kann. Wenn alles fertig ist werde ich den Vertrag im Internet einsehbar machen. Letztendlich bin ich gut zuhause angekommen und habe mich sehr gefreut, wieder einmal ohne zu schwitzen durchschlafen zu können.

Danke für euer Interesse.