School
Africa

August 2014

Uomboni

Mittwoch, 6.8.

Die Flüge nach Tansania sind wie immer ermüdend, immerhin sind wir von daheim bis zur Ankunft in Uomboni ca. 20 Stunden unterwegs! Diesmal sind wir rechtzeitig angekommen um an der Beerdigung von Constanza, einer 80jährigen Nachbarin der Pfarrei teilnehmen zu können. Eine Beerdigung hier ist anders als bei uns, denn aufgrund der Hitze – es gibt kein gekühltes Leichenhaus – muss der Leichnam nach maximal einem Tag beerdigt werden. Das Aufbahren findet in der Kirche statt, wo, wie bei uns, ein Requiem gehalten wird. Der Sarg hat im Kopfbereich einen Deckel zum Aufklappen, die Trauergäste laufen vorbei und nehmen still Abschied.

Anschließend geht es, aus unserer Sicht recht unkonventionell, mit einem Pickup in Richtung Grundstück der Verstorbenen, am Wegrand stehen Freunde und Bekannte in der überwiegend weißen Trauerkleidung Spalier.

Die Bestattung findet in der Nähe des Hauses statt, so bleiben die Verstorbenen im Kreise ihrer Familie, was von den Angehörigen als tröstlich empfunden wird. Nur in den Städten gibt es öffentliche Friedhöfe.

Auch die Anlieferung des Sarges erfolgt oft auf recht ungewöhnliche Weise, Afrikaner sind da sehr erfinderisch.

Donnerstag, 7.8.

In Uomboni wird man um 6:00 Uhr morgens von den Glocken geweckt, das ist „gnadenlos“, aber wir sind ja hier nicht im Urlaub! Denn da morgen ein nationaler Feiertag, der „Farmersday“ ist, ist für uns heute die einzige Möglichkeit unsere Berufsschüler und die Kindergartenkinder zu besuchen. Im Kindergarten läuft alles, heute sind „nur“ 45 Kinder da. Sie haben sich schon an uns gewöhnt und freuen sich uns zu sehen: „Wazungu, wazungu“ schreien alle und kommen angerannt. Das ist nicht selbstverständlich, denn in den abgelegenen Gegenden haben viele Kinder große Angst wenn sie Weißen begegnen!

Beim Freispiel draußen im Hof haben einige der Kinder „Lagerfeuer“ gespielt. Aus Steinen haben sie eine „Feuerstelle“ gemacht, ein Stein war die Kochfläche, auf den sie Sand (Mais) gestreut haben.

In der Hugo-Mill-Berufsschule waren die Elektriker des 2. Lehrjahres mit ihren beiden Lehrern bei der „field work“, also zur Praxis im Außeneinsatz. Sie hatten die Gelegenheit mit Technikern des staatlichen Stromkonzerns TANESCO Hausanschlüsse zu installieren, sicher eine gute Möglichkeit praktisches Wissen zu erwerben. Somit waren nur die Elektrikerlehrlinge des 1. Lehrjahres da, die von den Lehrern Aufgaben zur Vertiefung ihres Wissens bekommen haben.

Die Schneiderlehrlinge hatten gerade Englischunterricht, was hier in Tansania in allen Schulen Pflichtfach ist.

Wegen des öffentlichen Feiertags am Freitag hatten alle Schulen bereits am frühen Vormittag Schulschluss, vor allem die jüngeren Schüler haben sich sehr darüber gefreut früher als gewöhnlich heim zu kommen.

Da wir am Freitag in Moshi die neue Schulleitung unserer Schule treffen werden, haben Pfarrer Anicet und ich, zusammen mit dem Schulleiter der Uomboni Secondary School, dieses Treffen in einem meeting am späten Nachmittag vorbereitet.

Freitag, 8.8.

In Tansania hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert, was aber hauptsächlich in den Städten und Ballungszentren sichtbar ist. Im ländlichen Raum vollzieht sich die Entwicklung etwas langsamer und in weit abgelegenen Gegenden wie hier oben in Uomboni war es so, als wenn man man in einer anderen Zeit leben würde. Deshalb ist es um so erstaunlicher, dass auch hier am Berghang des Kilimanjaros in so kurzer Zeit der Fortschritt einzieht. Das äußerliche Zeichen dafür ist der Straßenbau. Wer die Reiseberichte der letzten Jahre verfolgt hat, hat immer wieder von den miserablen Straßen lesen können, wir sind diesmal absolut verblüfft: Die bisher als „Kartoffelackerstraße“ bezeichnete Verbindungsstraße ist plötzlich geteert!

Die Mittel, die im Straßenbau zur Verfügung stehen, sind aber immer noch eher einfach, die meisten Tätigkeiten werden in Handarbeit gemacht, wie das mühsame Graben der Abflüsse oder das Ausbessern der Teerdecke, bei der der Teer in Blechbehältern auf offenem Feuer gekocht wird.

Der Einsatz von Maschinen ist in diesem teilweise steilen und engen Gelände gefährlich wie man sieht:

Diese hektisch anmutenden Aktivitäten haben viel mit den bevorstehenden Wahlen zu tun, denn die seit über 50 Jahren allein regierende Partei CCM hat große Angst diese Vormachtstellung zu verlieren, sie sieht ihre letzte Chance darin (endlich) zu investieren. Hoffentlich geht das gut, denn die teilweise unwegsamen Gebiete zu erschließen wird viel Geld kosten und das ist nur ein Teil von dem was entwickelt werden muss! Es bleiben noch die Bildung, das Gesundheitswesen, Umweltschutz,.....................
In unserer Schule in Uomboni hat es in den letzten beiden Jahren immer wieder Rückschläge mit der Schulleitung gegeben (s. Reiseberichte), wir brauchen eine langfristige Perspektive um die Schule zu stabilisieren. Dazu gehören zwei Dinge: eine zuverlässige Schulleitung und eine entsprechende Schülerzahl. In der Frage der Schulleitung ist Pfr. Anicet fündig geworden indem er die Schwestern der Sisters of Kilimanjaro dazu bewegen konnte nach Uomboni zu kommen. Sie haben die Schule besichtigt und ihr okay gegeben. Damit dies klappt müssen wir ein bestehendes Wohnhaus so umbauen, dass 3 Schwestern darin wohnen können.

Die Pfarrei hat solch ein Haus, die Arbeiten haben schon begonnen. Auch in der 2. Frage, der Schülerzahl, gibt es eine Lösung, denn wenn wir die Möglichkeit einer boarding school (Internat) anbieten, werden sicherlich Schüler aus dem ganzen Land kommen. Solche boarding schools sind hier in Tansania üblich. Es gibt zwei geeignete Häuser, die mit wenig Aufwand hergerichtet werden können! Somit erwarten wir, dass ab Januar 2015 der Schulbetrieb ordnungsgemäß laufen wird.
Nach dem Besuch bei den Schwestern haben wir unsere Freunde Andrea und Leonhard Wiest in Moshi abgeholt, sie waren für eine Woche auf Safari. Mit ihnen werden wir die nächsten Tage durch das Land reisen. Da sie aus dem Tiefland der Serengeti kommen haben sie ganz schön gefroren, als wir in Uomboni bei 15°C angekommen sind!

Seit heute ist es bewölkt und hier auf 1600 m wirklich sehr kühl, hier ist immerhin noch Winter!

Samstag, 9.8.

Heute Morgen war das Wetter besonders ungemütlich. Bei höchstens 15 °C nieselte es und der Kilimanjaro wird sich wieder nicht zeigen, er ist hinter dicken Wolken versteckt. Der Samstag ist in der Pfarrei der Tag der Kinder und Jugendlichen. Kommunion- oder Firmunterricht, Bibelstunde, Jugendchorprobe, das alles findet im Kindergarten und in der Schule statt. Das ist für die Kids hier der Treffpunkt, den sie gerne besuchen, denn daheim müssten sie nur arbeiten.

Kinder, die nicht in die Pfarrei müssen, haben einen vollen Arbeitstag:
Wasser heimbringen, Gras für die Kühe holen.

Aber ganz ohne Arbeit geht es auch für die nicht, die in die Pfarrei gehen, denn wenn sie schon weg sind, dann muss dabei auch etwas erledigt werden, wie z. B. den Mais zum Mahlen bringen.

Im Laufe des Tages ist das Wetter noch schlechter geworden, es hat zeitweise stark geregnet.

Jeden Samstag findet in Uomboni ein kleiner Markt statt. Es gibt dort Lebensmittel, z.B. getrockneten Fisch und Artikel des täglichen Bedarfs. Trotz des Wetters gehen die Frauen auf den Markt, viele davon nehmen an unserem Mikrokreditprogramm teil, durch das sie diesen Handel betreiben können.

Als wir vom Markt zurückgelaufen sind waren die Unterrichtsstunden in der Pfarrei zu Ende und die Kinder und Jugendlichen machten sich zu Fuß in alle Himmelsrichtungen auf den Heimweg, der für manche bis zu 5 km lang ist!

Die kids hier oben sind schon gewohnt, dass wazungu kommen und posen gerne für einige Bilder.

Am Nachmittag sind wir nochmal einige 100 Höhenmeter gewandert, Autos fahren zwar hier hinauf, aber es ist, wegen der Straße sehr beschwerlich!

Hier oben wohnt die Familie von Pater Christian, der seine letzten beiden Monate in Deutschland verbringt, er wird im Oktober nach 7 Jahren in D wieder nach Tanzania zurück kehren. Es ist für uns ein Muss seine Mutter zu besuchen.

Was ganz lustig ist: ich habe gar nicht gewusst, dass die Faustballer des TuS Frammersbach hier oben am Kilimanjaro auch Fans haben!

Sonntag, 10.8.

Das guesthouse der Pfarrei liegt ca. 100 m von der Kirche entfernt, also gibt es kein Pardon, wenn um 6:00 Uhr morgens die Glocken zur 1. Messe läuten. Das ist eine von 3 Sonntagsmessen und es ist die für die Erwachsenen. Von überall her kommen die Menschen und die Kirche ist rechtzeitig zum Beginn brechend voll. Da wir heute noch weiterfahren wollten hat uns Pfr. Anicet versprochen schnell zu machen. Tatsächlich war schon um 8:40 Uhr Schluss, wir haben auch schon erlebt, dass es 9:30 geworden ist! Es ist üblich, dass wir uns nach dem Gottesdienst unter die Leute mischen, die Begrüßungen, heute auch die Verabschiedungen sind sehr herzlich.

Auch Fides, eine unserer Stipendiatinnen, ist gekommen um sich zu verabschieden und um Danke zu sagen, sie beginnt im September ihre Ausbildung zur Krankenschwester, nachdem sie erfolgreich die secondary school besucht hat.

Als wir losgefahren sind konnten wir natürlich noch nicht wissen, was uns heute noch passieren wird. Das eigentliche Ziel war Turiani, das wir nach ca. 7 Stunden erreichen wollten. Die Fahrt lief hervorragend, es gab kaum Verkehr und wir sind gut vorangekommen. Als wir nach 4 Stunden, es war schon Nachmittag, in Korogwe waren, hat es einen Schlag getan und die Bremsscheibe hinten rechts ist zerbrochen, das Rad war blockiert. Das ist in Afrika genau das, was keiner braucht! Wo kriegt man jetzt einen Mechaniker her? Ich habe das nächstbeste Auto angehalten, damit sie mich mit in die Stadt nehmen, um in einer Werkstatt nachzufragen. Da ruft es vom Rücksitz: „Mimi ni fundi“ (Ich bin Mechaniker)! Da hatten wir Glück im Unglück, so dachten wir wenigstens. Auf jeden Fall mussten wir alles ausladen, um an das Werkzeug zu kommen, um den Reifen abzumontieren.

Die Bremsscheibe war in mehrere Teile zerbrochen, für mich war klar: das bedeutet das Ende unserer Fahrt mit diesem Auto. Fundi Ibrahim hat die Scheibe entfernt und ist mit uns zu einem Haus am Straßenrand gefahren, bevor er mit einem gemieteten Moped auf Ersatzteilsuche in die Stadt gefahren ist. Während des Wartens hat Leo mit Einheimischen Dame gespielt und hat übrigens alle Spiele sang- und klanglos verloren, obwohl er immerhin in der Bayernliga Schach gespielt hat!

Die Frauen haben gute Miene zum bösen Spiel gemacht, während ich als Hilfsmechaniker im Einsatz war.

Es kam wie es kommen musste, natürlich war kein Ersatzteil zu kriegen, also mussten wir in Korogwe übernachten. Ibrahim versprach uns am Morgen mit einem Ersatzteil wieder zu kommen. Tatsächlich stand er Punkt 7 Uhr da und reparierte das Auto. In der Zwischenzeit habe ich Sr. Gaspara angerufen, deren Mutterhaus in der Nähe von Korogwe liegt. Sie ist sofort mit einem Mechaniker gekommen, der überprüfen sollte, dass alles richtig repariert worden ist. Nach der Probefahrt haben wir grünes Licht bekommen, die Fahrt könnte weitergehen. Inzwischen war es Mittag und Sr. Gaspara hat uns zum Mittagessen in ihrem Kloster eingeladen.

Auf der Fahrt dahin habe ich gemerkt, dass doch etwas nicht stimmt, es fühlte sich an, als ob noch Luft im Bremskreislauf wäre. Im Kloster angekommen wollte der dortige Mechanikermeister das beheben, aber nach dem Entfernen des Reifens haben wir entdeckt was wirklich das Problem war: Ibrahim hat während eines Halts bei der Probefahrt den anderen Mechaniker weggeschickt um Bremsflüssigkeit zu kaufen und während dieser weg war, hat er die gesamte Bremse an diesem Rad abmontiert und einfach geklaut!

So bin ich schon lange nicht mehr übers Ohr gehauen worden, unsere afrikanischen Freunde waren stinkesauer, denn wir haben ihm neben dem Ersatzteil auch noch ein Abendessen und natürlich einen Lohn bezahlt! Egal, jetzt war es gut, dass uns Sr. Gaspara schon vorher eingeladen hatte im Gästehaus zu übernachten, wir haben es dankend angenommen.

Dienstag, 12.8.

Das Kloster liegt außerhalb von Korogwe in einer sehr armen Gegend mit Lehmhäusern, momentan ist es absolut trocken hier.

Es ist total ruhig hier und entsprechend gut haben wir nach der Aufregung der letzten beiden Tage geschlafen. Wir wurden zwar wieder um 6:00 geweckt, aber diesmal nicht von den Glocken, sondern von dem zweistimmigen Gesang der Usambara Sisters, wir waren einer Meinung, dass diese Art geweckt zu werden sehr angenehm ist. Die Klosteranlage ist sehr idyllisch gelegen, es ist eine saubere, stille Oase in der sonst eher staubigen und lauten Umgebung tansanischer Städte.

Der Orden versorgt sich selbst, momentan ist Grapefruit-Zeit, hier ernten sie gelbe und lilafarbene Früchte, die ganz und gar nicht sauer schmecken. Auch der Mais ist bereits geerntet und wird getrocknet, es war wie im ganzen Land eine gute Ernte.

Nach dem Frühstück haben wir uns verabschiedet, ich als Fahrer hatte immer noch den Satz des Chefmechanikers im Ohr, der gestern nachdem er den Reifen wieder montiert hatte, gesagt hat: „Usiogope! Unaweza kuendesha gari kwa kutumia breki tatu!“ (Keine Angst! Man kann ein Auto auch nur mit 3 Bremsen fahren!). Wir sind letztendlich sehr gut in Dar angekommen, was man nicht von allen Verkehrsteilnehmern sagen konnte.

Wir haben schließlich den Weg über Msata nach Dar genommen, da wir dabei an unserem Straßenkinderprojekt vorbeikommen. Bedingt durch die extrem lange und heftige Regenzeit von Januar bis März hatten wir dort einen 4-monatigen Baustopp, sodass wir immer noch nicht mit dem Rohbau fertig sind. Gerade wird der Ringanker eingeschalt und Ende der nächsten Woche betoniert, danach geht es ans Dach. Ich bin mit den Arbeiten zufrieden, wie es weitergeht sehen wir am Montag, wenn wir unser board meeting (Projektausschuss) haben.

Auf jeden Fall waren wir sehr erleichtert, als wir am späten Nachmittag in Dar es Salaam angekommen sind! Schade nur, dass wir wegen dem Missgeschick mit dem Auto nicht zu unseren Freunden nach Turiani gekommen sind.

Mittwoch, 13.8.

Eigentlich wollten wir heute mit dem Auto nach Mtwara fahren, aber das war uns dann doch zu riskant mit den drei Bremsen. Also mussten wir um 4:30 Uhr aufstehen da der einzige Flug schon um 6:15 Uhr startet. Aber wir hatten am Montag ja einen „erholsamen“ Tag in Korogwe. Der Vorteil des frühen Fluges war die frühe Ankunft um 8:10 Uhr in Mtwara, so konnten wir den Tag noch effektiv nutzen. Wer unsere Projektseite besucht hat weiß, dass hier in Mtwara unser Ursprung als Kinderhilfe Tansania liegt und dass wir hier acht Kindergärten unterhalten. Hier befindet sich auch das Montessori Training Center, das unsere Partnerschule ist. Wir dürfen wie immer im Gästehaus der Benediktiner am Meer übernachten, der Indische Ozean ist einfach herrlich!

Wir sind nach einem kurzen Frühstück gleich zu St. Paul gefahren, um Pfarrer Placidus zu begrüßen und in den Kindergarten zu gehen. Die Kinder kennen uns noch und als sie uns sahen gab es für sie kein Halten mehr, wir wurden überschwänglich begrüßt.

Eigentlich waren sie gerade beim Essen, aber die Erzieherinnen konnten sie nicht bändigen, erst als ich mit ihnen ein Abschiedslied gesungen und versprochen habe morgen noch einmal zu kommen gingen sie zu ihrem Udi (Maisbrei) zurück.

Ich zeige unseren Gästen immer auch gerne die Kirche in St. Paul, da sie sehr ausdrucksstark mit biblischen Motiven bemalt ist. Für Fr. Placidus ist dies eine gute Möglichkeit den Kindern anschaulich die biblischen Geschichten zu vermitteln.

Am Nachmittag stand der Markt auf dem Programm, hier pulsiert das Leben!

Der Markt ist voll, neben aller Art von Früchten gibt es Lebensmittel, wie Reis, Mehl, Hülsenfrüchte,

aber auch getrockneten Fisch, den Geruch kann man sich sicher sogar im Internet vorstellen,

sowie Stoffe und Kleidung aller Art.

Nach einem kurzen Besuch am Fischerhafen

war Schluss mit der sightseeing tour, denn die Flut kommt und da ist Baden angesagt! Da die Flut zur Zeit erst spät kommt geht es in die Nacht hinein, danach waren wir richtig müde, es war ein langer Tag!

Donnerstag, 14.8.

Schwimmen bei Sonnenaufgang ist ein großes Vergnügen, diesen Luxus genieße ich gerne. Die Einladung zum Frühstück in St. Paul haben wir gerne angenommen, zumal wir mit unseren heutigen Kindergartenbesichtigungen dort auch anfangen wollen. Wenn man während der Lernzeit zum Kindergarten kommt meint man nicht, dass da so viele Kinder „arbeiten“. Es ist sehr ruhig, die Kinder arbeiten konzentriert. Wenn aber die Gäste kommen stehen sie auf und begrüßen in Englisch mit „Good morning guesti, how are you today?“

Nach einem kurzen Begrüßungsdialog setzen sie sich wieder und arbeiten weiter.

Die Kinder lernen spielerisch und ohne Druck lesen, schreiben und rechnen, sie sind so „erfahren“, dass unsere Kinder meist direkt in die 2. Klasse eingeschult werden!

Die Vorschüler können dann schon lesen, sie ordnen den Wortkärtchen die richtigen Gegenstände zu, nachdem sie das Wort laut vorgelesen haben.

Die 3 Gruppen in St. Paul sind sehr gut geführt, es macht viel Freude zu sehen, dass sich die Kinder wohl fühlen und einen guten Start in ihr Leben haben. In diesen 3 Gruppen muss lediglich der Moskitodraht erneuert werden, die salzhaltige Meeresluft ist sehr aggressiv und der Draht rostet nach maximal 4 – 5 Jahren. Nach St. Paul sind wir nach Mtawanya gefahren, es ist die am weitesten entfernt liegende Außenstation der Pfarrei, die Bewohner dort haben den niedrigsten Lebensstandard.

Bereits 2x (2002, 2011) haben wir in den vergangenen Jahren geplant hier ein festes Gebäude zu errichten, endlich wird es realisiert. Bisher werden die Kinder in einer offenen Hütte unterrichtet, was vor allem bei Regen schwierig ist. Außerdem gibt es keine Lagermöglichkeit für die Lehrmaterialien.

Die Küche ist nur ein Unterstand und die Kinder sitzen beim Essen auf dem Boden.

Der Bau befindet sich noch in der Anfangsphase. Die Arbeiten werden komplett von den Maurern der nahegelegenen Berufsschule durchgeführt, was die Lohnkosten erheblich verringert.

Als wir die Baustelle besichtigt haben ist der Lehrer mit einem Schüler gekommen, der ihm gesagt hat: die beiden kenne ich, bei denen war ich im Kindergarten! Somit haben wir zum ersten Mal einen Schüler kennengelernt, der unseren Kindergarten durchlaufen hat! Er war ganz stolz, dass er uns erkannt hat!

Die Bauleitung hat der Fachlehrer der Maurer, der auch den Plan erstellt hat.

Am Nachmittag habe ich mich mit Pfarrer Placidus getroffen, um die weitere Planung zu besprechen und die Abrechnung für das 1. Halbjahr zu machen. Es ist recht aufwändig, immerhin beschäftigen wir alleine in der Pfarrei insgesamt 20 Lehrer, Hilfskräfte und Köchinnen!

Freitag, 15.8.

Nachdem wir beim letzten Besuch in Mtwara nicht dazu gekommen sind unseren Kindergarten St. Elisabeth zu besuchen, wurde ich dafür von Friedhilda, die dort Erzieherin ist geschimpft! „It is your home here, why you didn´t come?“ Sie ist seit 20 Jahren in unserem Team, eine gute und zuverlässige Lehrerin.

St. Elisabeth ist der erste Kindergarten, den wir nach dem Tod meiner Schwester gebaut haben, es war der Beginn der Kinderhilfe Tansania. Somit ist es immer etwas Besonderes hier zu sein. Noch immer hängt das Bild von Lissi dort, das wir bei der Einweihung 1998 mitgebracht hatten. Die pädagogische Arbeit in dem zweigruppigen Kindergarten ist die Gleiche wie in den anderen Kigä, die Begrüßung war auch hier sehr enthusiastisch.

In der Umgebung wohnen vorwiegend Moslems, deshalb haben wir auch viele Kinder mit islamischem Glauben hier. Dass die Einrichtung von Christen und Moslems gemeinsam besucht wird trägt sehr stark zum gegenseitigen Miteinander bei, es gibt keinerlei religiöse Konflikte, was durchaus bemerkenswert ist. Pfarrer Placidus fuhr mit uns noch nach Likonde, auch hier waren wir schon lange nicht mehr.

Der Kindergarten hier gehört nicht der Pfarrei sondern den Anglikanern, die uns sein 20 Jahren dort arbeiten ließen. Jetzt ist ihre eigene Gemeinde so groß geworden, dass sie die Räumlichkeiten selbst brauchen, wir müssen im nächsten Jahr ausziehen. Hier steht also ein weiterer Kindergartenbau an! Ich hoffe, dass die Spendensituation so aussieht, dass wir das im nächsten Jahr in Angriff nehmen können, das Grundstück dazu ist bereits im Besitz der Pfarrei. Gleich anschließend sind Anneliese und ich ins Montessori Training Center gefahren, es ist die Partnerschule zu dem Berufsbildungszentrum, in dem wir beide Lehrer sind. Wir veranstalten ein jährliches Benefizkonzert um das MTC zu unterstützen, die aktuellen Erlöse wurden verwendet, um eine Photovoltaikanlage zu installieren, die hilft die hohen Stromkosten zu reduzieren und auch bei den häufigen Stromausfällen gut versorgt zu sein.

Vor einigen Jahren waren 2 Lehrerinnen zu einem Austausch an unserer Schule, eine davon ist Beni, wir kennen uns schon seit 30 Jahren, es ist eine innige Freundschaft entstanden.

Da wir in früheren Jahren sehr häufig hier waren ist es wie ein 2. Zuhause. So ist es auch normal, dass Beni Anneliese sofort eingespannt hat ihr zu helfen, denn heute werden Brötchen gebacken. Der Backofenbauplan wurde von Wolfgang Büdel vor Jahren erstellt, er hat uns auch die Ofentürchen mitgegeben. Es ist gut zu sehen, dass es noch gebraucht wird, das MTC hat mit dem Verkauf von Brot und Brötchen eine zuverlässige Einnahmequelle. Schade dass Sr. Berntraud, die frühere Leiterin, krankheitsbedingt nicht mehr hier sein kann.

Wir sind kurz vor Mittag gekommen, im Hof wird gerade mboga (Blattspinat) gekocht, das gibt es für die Schülerinnen jeden Tag zusammen mit Ugali (Maisbrei).

Die Schülerinnen waren gerade dabei in ihrem Praxisunterricht ihre Lernmaterialien herzustellen. Es gehört zur Ausbildung jeder Erzieherin, dass sie sich einen Materialsatz herstellt, mit dem sie dann in die Kindergärten gehen und damit arbeiten.

Am späten Nachmittag kamen wir rechtzeitig zum Schwimmen zurück, bevor wir zur Old Boma in Mikindani fuhren, wohin wir unsere Pfarrer, mit denen wir hier zusammen arbeiten, zum Abendessen eingeladen haben.

Samstag, 16.8./Sonntag, 17.8.

Die 3 Tage in Mtwara sind wie im Flug vergangen, es war sehr schön hier, der Anblick des Indischen Ozeans und das Schwimmen darin sind dabei immer Highlights. Aber wieder mussten wir sehr früh aufstehen, denn das Flugzeug startet um 7:55 Uhr. Nach der Ankunft in Dar es Salaam werden Leo und Andrea nach Sansibar weiter fliegen, sie machen ein paar Tage Urlaub, es war schon recht anstrengend. Wir werden am Flughafen abgeholt und fahren gleich nach Turiani weiter und holen den wegen des Autoschadens ausgefallenen Besuch bei unseren Freunden nach. Vor allem Anneliese freut sich auf ihr Patenkind und den „neuen“ 3 Monate alten Samuel. Die 6-stündige Fahrt dorthin war anstrengend, zum Glück mussten wir nicht selbst fahren, wir hatten eine gute Mitfahrgelegenheit. Hier in der Mitte von Tansania hat es schon sehr lange nicht mehr geregnet, wir führen durch trockenes Steppenland, es ist ein Wunder, dass die Rinder- und Ziegenherden der Massai hier noch etwas zum Fressen finden.

Das Fahren selbst ist wieder ein Abenteuer, man muss hier mit Allem rechnen: Busse, die auf der „Autobahn“ einfach stoppen und umdrehen,

oder auch Straßen, die plötzlich aufhören, weil sie in der letzten heftigen Regenzeit weggeschwemmt worden sind.

Turiani ist eine Kleinstadt mit ca. 30 000 Einwohnern, es gibt keine einzige Teerstraße hier, wenn es regnet ist in der ganzen Stadt Schlammchaos, z. Zt. ist es nur staubig.

Die Gegend hier ist die Reiskammer Tansanias, momentan wird geerntet, der Ertrag ist, wie auch beim Mais, nach einigen schlechteren Jahren endlich wieder einmal gut.

In diesen Dürrezeiten versuchen auch die Ziegen etwas von dem zum Trocknen ausgelegten Reis zu erwischen, die Reiswächter müssen auf der Hut sein.

Die Kinder von Baltasar haben sich sehr gefreut, dass wir doch noch kommen konnten und Anneliese kann endlich den kleinen Samuel „bobbeln“.

Es war anstrengend, aber wir sind sehr froh, dass wir doch noch nach Turiani gefahren sind, aber auch als wir am Sonntagnachmittag wieder zurück in Dar waren.